
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Profi-Filme mit hohem Nutzwert
Zum vierten Mal organisieren Schüler des Babelsberger Filmgymnasiums das Internationale Kurzfilmfestival
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Das größte Problem macht mal wieder der Rechner. Die Dateien der Filme, die auf Thomas Nowaks Computer landen, sind derart groß, dass schnell das ganze System zusammenbricht. Aber eigentlich sei das ein gutes Zeichen, sagt der Lehrer des Babelsberger Filmgymnasiums. Die Beiträge, die Schüler beim 4. Internationalen Kurzfilmfestival einreichen, werden immer professioneller. „Wir haben angefangen mit verwackelten und verpixelten Handyfilmen“ sagt Nowak. „Jetzt kommen die Filme in HD Qualität – mit super Ton- und Schnitttechnik. Da wackelt nichts mehr“, sagt Nowak. Klar wird ihm aber auch: „Die Schüler sind uns Alten in Sachen Technik tierisch weit voraus.“
Insgesamt 20 Filme zeigt das diesjährige IKZ von experimentellen Reportagen über Novellen bis hin zu Comics. Thema des Festivals diesmal: „Jugendliche gestalten Zukunft“. Schüler der neunten bis zwölften Klasse von sechs Schulen der ganzen Republik haben Filme eingereicht, sogar eine Grundschulklasse habe sich beteiligt. In den Filmen wird der Ukraine-Konflikt aufgegriffen, eine menschenverachtende Zukunft dargestellt oder mit der US-Comicserie „Sin City“ gespielt.
Die vierte Auflage des IKZ ist zugleich aber ein Neustart. Denn während die bisherigen Organisatoren des Festivals die Schule als Abiturienten inzwischen verlassen haben, ist es dieses Jahr eine neue Generation an Schülern, die das Festival eigenständig - oder fast - gestalten.
Noch kichern sie die ganze Zeit, die zumeist Achtklässler, die sich Dienstagmittag mit Thomas Nowak in einem Unterrichtsraum treffen, um ihren großen Auftritt vorzubereiten. Sie sollen Worte der Begrüßung finden und Ideen haben, die Jury vorstellen und geschickt die Gäste wie den Comedian Vincent Kliesch interviewen. „Spätestens morgen werdet ihr auf Fälle Stress haben. Da sitzen 100 wildfremde Leute vor euch. Also schreibt lieber vorher auf, was ihr sagen werdet“, sagt Nowak. Denn am Mittwochabend wird es ernst für die 12- bis 16-jährigen Mädchen und Jungen der Schülerfirma Schreibfehler, die das Kurzfilmfestival organisiert. Aber Nowak ist zuversichtlich: „Die werden noch einen Riesenschritt machen.“
Im Januar hatten sie Projektwoche für das Festival: Mehr als 110 Schulen haben sie per Mail angeschrieben. Jede perönlich angeredet. Von sechs Schulen bekamen sie die Rückmeldung, dass sie mitmachen wollten und ihre Filme für das Festival einschicken werden. Öder Job mit großem Frustpotenzial – das alles gehört für Nowak zu den pädagogischen Übungen, die die Schüler bewältigen müssen, um das Festival auf die Beine zu stellen. Von der „Sorte fieser Sachen“, wie Nowak sie nennt, hatte der Lehrer noch mehr parat: Blumen sollten die Schüler bestellen, Urkunden entwerfen, Gästelisten erstellen, Flyer entwerfen. Letzteres habe ihm am meisten Spaß gemacht, sagt der 14-jährige Silas Möllendorf.
Nowak sieht es als große Chance, über das Medium Film Schüler für Politik zu interessieren. Viele Lehrer würden ihm berichten, sagt der Fachlehrer für Politik und Geschichte, dass allein eine Initialzündung nötig war, um die Schüler für das Projekt zu begeistern. Doch bei Nowak ist auch Frust da: Vor allem die älteren Lehrer zu erreichen, vom Lehrplan abzuweichen, werde immer schwieriger.
Dabei hat das Festival für die Schüler selbst auch noch praktischen Nutzen: Im letzten Jahr hatte der Stellenleiter vom Babelsberg 03 einen der Schüler bei seinem Auftritt auf dem Festival gesehen und ihm prompt eine Ausbildung als Eventkaufmann angeboten. Und auch die Filme werden von Lehrern und Schülern weitergenutzt – entweder für die Bewerbungsmappe oder im Unterricht. giw
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