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Kraft und Selbstvertrauen tanken: Ein Projekt in Drewitz bietet arbeitslosen Frauen die Chance, unter professioneller Anleitung attraktiver und bewusster aufzutreten und sich neue Möglichkeiten für den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu erschließen.

© Andreas Klaer

Von Anja Wenzel: Profilpass für ein neues Berufsleben

Acht arbeitslose Frauen kämpfen in Drewitz gegen die Krise. Ein Workshop soll neues Selbstvertrauen aufbauen

Stand:

Drewitz - Wenn sich Arbeitslosigkeit im Leben einer Frau breitmacht, denken nicht wenige, dass sie nichts mehr können. Selbstzweifel und Resignation begleiten die als Krise wahrgenommene Situation. Um dagegen anzukämpfen, hilft der Glaube an sich selbst, doch oft auch Unterstützung von Profis. Acht Frauen aus dem Stadtteil Drewitz nutzen die Zeit ihrer Arbeitslosigkeit, um selbiger zu entfliehen.

Bei dem Workshop „Attraktiv und bewusst auftreten“ im Projektraum „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ lernen sie mit Brüchen umzugehen und eigene Ziele klarer im Auge zu behalten. Das Projekt läuft ein halbes Jahr und in zwei Gruppen zu je acht Frauen. Die Teilnehmerinnen sind zwischen 18 und 40 Jahre alt, sie sind Berufseinsteiger, junge Mütter, Familienoberhäupter, Berufswechsler. Derzeit Arbeit suchend und einige dazu noch allein erziehend, hat jede einen anderen persönlichen Hintergrund. Die Frauen sitzen in einem Kreis zusammen und debattieren darüber, ob Gesundheit ein wichtiges Ziel im Leben ist. Keine hat etwas zu verlieren, die Runde ist sich vertraut. Die Frage geht dahin, worin ein sinnvolles Leben besteht. Irina Knösche, die Seminarleiterin, fragt die Frauen, was aus ihnen werde, wenn sie doch einmal krank würden. „Es muss auch für diejenigen, die krank sind, einen Sinn geben“, sagt sie. Eine Frau äußert sich: „Die eigene Identität leben und in Einklang mit einer Gemeinschaft sein“, sei ihr Ziel. Erfolg und Anerkennung, Zeit für die Tochter und für eigene Interessen, mit anderen lachen und sich selbst wichtig nehmen, das sei für sie ein sinnvolles Leben.

Die ehemalige Bankkauffrau Jana P. hofft in dem Kurs eine Tendenz zu erfahren, was sie in ihrem Leben erreichen kann. Als Bankangestellte litt sie unter hohem psychischen Druck und Mobbing unter den Mitarbeitern. Erst war sie lange Zeit krankgeschrieben, dann schied sie mit einer Unfähigkeitsbescheinigung für diesen Beruf aus. Nun steht Jana P. von neuem vor der Berufswahl. Ganz klar weiß die 35-Jährige, dass es nur um sie gehen wird. Nach der Schule entschied sie sich für eine sichere Laufbahn und erfüllte sich schnell den Traum von Haus und Familie. Nun möchte Jana P. ihren ursprünglichen Stärken nachgehen: Sport, etwas was sie schon von Kindheit an gut konnte.

An acht Tagen erstellen die Workshop-Teilnehmerinnen einen Profilpass, ein Arbeitsinstrument zur Sichtbarmachung von Kompetenzen, die nicht zertifiziert sind. Auch eine Hausfrau hat im Laufe ihres Lebens besondere Fähigkeiten erworben. Die Diplomökonomin Irina Knösche ist seit 2009 Profilpass-Beraterin, sie weiß, dass 70 Prozent des Berufswissens informell angeeignet werden – also in Familie, Freizeit oder über ehrenamtliches Engagement. In einem Bausteinverfahren decken die Frauen zunächst ihre Stärken auf, um sie dann anders zusammenzusetzen. Jana P. knüpft an ihre Sportvergangenheit an. Sie kann sich vorstellen, mit Kindern zu arbeiten, vielleicht sogar eine eigene Existenz aufzubauen.

Für einen „Apfel und ein Ei“ die Arbeitskraft verkaufen, davor warnt Knösche: „Es wird immer mehr an den Rechten der Arbeitnehmer gebastelt.“ Unter dem zunehmenden Trend zeitlicher Befristung, Leih- und Zeitarbeit leiden die Frauen, denn das gibt ihnen keine Sicherheit. Frauen, die sich für das Profilpass-Seminar melden, trainieren attraktiv und sicher in Bewerbungsgesprächen aufzutreten. So gibt es beispielsweise einen Make-up-Kurs und einen Workshop zum Selbstmanagement. Ein Einzelcoaching mit der Image-Trainerin Katrin Seifert ist in dem kostenfreien Workshop ebenfalls inbegriffen. Gefördert im Rahmen des Programms „Stärken vor Ort“, startet am 28. Mai das nächste Profilpass-Seminar im Bürgerhaus Am Stern. Noch vier Frauen haben die Möglichkeit daran teilzunehmen und ihre künftigen Chancen im Berufsleben zu entdecken.

Anmeldung und weitere Informationen unter Tel.: (0331) 505 77 95

Anja Wenzel

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