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Bild der Dietz-Tochter Annelene Trapp: Markus Wicke und Thomas Sander nahmen das Gemälde Walter Bullerts entgegen.

© A. Klaer

Von Guido Berg: Protest gegen Abriss des Hauses Dietz

Vereinschefs Markus Wicke und Thomas Sander sprechen sich für Erhalt des Bauhaus-Zeugnisses aus

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Innenstadt - In Potsdam regt sich erster Protest gegen einen Abriss des Hauses Dietz: Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam-Museums, und Thomas Sander, Vorsitzender des Vereins ArchitraV, sprachen sich gestern vor Journalisten gegen einen Abriss des im Bauhaus-Stil errichteten einstigen Wohnhauses des Architekten Heinrich Laurenz Dietz in der Kurfürstenstraße 24/25 aus. Auch die in Köln lebende 88-jährige Tochter von Dietz, Annelene Trapp, die mehrere Jahre im Haus Dietz wohnte, drückte gegenüber den beiden Vereinschefs ihre Bestürzung über das Abriss-Szenario aus. Am Freitag vergangener Woche weilten Wicke und Sander bei Annelene Trapp in Köln. Diese schenkte der Stadt Potsdam ein Gemälde des Malers Walter Bullert (1895-1986), das sie selbst als junges Mädchen auf einem Schaukelpferd zeigt.

Das 1928 entstandene Haus Dietz ist eines der wenigen Zeugnisse Neuen Bauens in Potsdam. „Die klassische Moderne ist kaum an einer anderen Stelle so präsent“, erklärte Sander. Der jetzige Eigentümer, der Architekt Volker Wiese, hat von der Potsdamer Bauverwaltung eine positive Antwort auf seine Bauvoranfrage für eine Neubebauung des Dietz-Grundstückes erhalten (PNN berichteten). Wiese will aus dem von ihm sanierten Haus ausziehen, da er sich durch Neubauten in der Leiblstraße, die bis nahe an seine Grundstücksgrenze reichen, in seiner Lebensqualität beeinträchtig fühlt. Die Leiblstraßen-Bauten führten zu einer Wertminderung des Dietz-Hauses in Höhe von einer Million Euro. Nur durch einen Verkauf an einen Investor, der das Grundstück etwa mit Mehrgeschosshäusern bebaut, könne er den Verlust kompensieren.

Die Stadt Potsdam bekräftigte indes gestern auf PNN-Anfrage ihre Auffassung, wonach das Haus Dietz nicht unter Schutz stehe. Nach PNN-Recherchen war das Haus 1977 unter Denkmalschutz gestellt worden – allerdings wurde damals das Nachbarhaus, die heutige Kurfürstenstraße 23, damals Straße der Jugend, in die Denkmalliste eingetragen. Ein Klammerzusatz „(Wohnhaus Heinrich Dietz)“ bezeugt jedoch, welches Haus die Denkmalschützer meinten. Die Stadt Potsdam teilte gestern mit, das lege „nicht automatisch nahe, dass eigentlich das Wohnhaus des Architekten Dietz geschützt werden sollte“. Die Denkmalliste „wurde dahingehend präzisiert, so dass nur noch die Gymnastikschule Kurfürstenstraße 23 als Denkmal geführt wurde“. Das Haus Dietz sei 1988 vollständig abgebrochen und verändert aufgebaut worden – „massiv mit Holzverkleidung an Stelle des ursprünglichen Holzbaus, veränderter Grundriss, da aus einem Ein- ein Zweifamilienhaus wurde, zusätzliche Treppe, leicht veränderte Grundrisse“. Die damals verantwortliche Vizechefin des Denkmalamtes, Johanna Neuperdt, erklärte dagegen, es seien Bretter nummeriert und wiederverwendet worden. Ab- und Neuaufbau seien notwendig gewesen, da die Grundpfeiler erneuert werden mussten. Hausnachbar Klaus Gareis erklärte dagegen, dass Haus sei völlig neu aufgebaut worden.

ArchitraV-Chef Sander zufolge habe der DDR-Denkmalschutz „die Besonderheit des Hauses gespürt“. Zusammen mit der Gymnastikhalle Ullrich, dem Haus Kurfürstenstraße 23, bilde das Haus Dietz ein stadtbildprägendes Ensemble. Wicke vom Förderverein des Potsdam-Museums appelliert an weitere Potsdamer, sich dem Protest anzuschließen. Ein Abriss des Hauses Dietz hätte „eine fatale Signalwirkung“ hinsichtlich des Wertes, den Potsdam seinem Bauerbe beimesse.

Als „merkwürdig“ bezeichnete es Wicke, das die Dietz-Tochter Annelene Trapp das Grundstück Kurfürstenstraße 24/25 nach der Wende nicht zurückerhielt – obwohl sie mit Hilfe von Rechtsanwälten darum stritt. Wie der Grundbuchauszug zeigt, war das Haus Dietz gemäß „Ersuchen“ 1986 „Eigentum des Volkes“ geworden. Die beiden damaligen Bewohner des Hauses Dietz waren PNN-Recherchen zufolge Mitarbeiter von DDR–Sicherheitsorganen.

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