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Landeshauptstadt: Proteste gegen Ausbau

Mangerstraßen-Anwohner gegen Pflasterersatz

Von Peer Straube

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Die Mangerstraße ist für die Bauverwaltung ein buchstäblich heißes Pflaster geworden. Am Dienstagabend richtete sich im Bauausschuss der geballte Anwohnerzorn gegen die Pläne, das bunte Sammelsurium von Natursteinen teilweise durch schnöden Asphalt zu ersetzen.

Bekanntlich hatte sich der Ausschuss schon vor zwei Wochen gegen das Vorhaben gewandt, die Mangerstraße für 1,5 Millionen Euro „grundhaft“ zu erneuern und die Anwohner offen zum Protest aufgerufen. Mit Erfolg. „Entsetzen“ habe im Viertel geherrscht, sagte eine Sprecherin. Darüber, dass man von den Plänen erst aus der Zeitung erfahren habe und dass die „ästhetische und historische Schönheit“ zerstört werde.

Genährt wurde der Unwille, als die Anwohner Details erfuhren. So erklärte Baudezernent Matthias Klipp (B ’90/Grüne) die Anwesenden darüber auf, dass die für das Vorhaben eingeworbenen Mittel aus dem Konjunkturpaket II nur verwendet werden dürften, wenn man die Sanierung der Straße mit Lärmschutz verbinde. KP-II-Gelder seien nicht zur „Pflege von Pflasterstraßen“ gedacht. Aus diesem Grund habe man bei der Planung auch so gut wie keinen Spielraum. Die Alternative sei, dass die Straße auf Jahre hinaus in ihrem derzeitigen Zustand bleibt.

Ob dieser Äußerungen schossen sich auch die Ausschussmitglieder auf den Dezernenten ein. Fördermittel seien ein zweischneidiges Schwert, befand Björn Teuteberg (FDP). „Da wird dann schnell etwas konstruiert und sei es noch so widersinnig“, ätzte er. Saskia Hüneke (B’ 90/Grüne) richtete ihre Kritik abermals an den Beschlüssen zur Denkmalbereichssatzung und zum Erhalt von Natursteinpflasterstraßen aus. Das Pflaster der Mangerstraße sei durch beide Voten „ausdrücklich geschützt“. Teuteberg befürchtete einen „Rückfall in frühere Zeiten“. Er verstehe nicht, wieso trotz der Beschlusslage überhaupt wieder Asphalt ins Spiel komme. Den Vorwurf, die Verwaltung verstoße gegen den erklärten Willen der Stadtverordneten, wies Klipp „entschieden“ zurück. Überzeugen konnte er den Ausschuss aber nicht. Auch der Empfehlung von Harald Kümmel (SPD), man solle die KP-II-Gelder doch anderswo, etwa in der Neuendorfer Straße, für den Lärmschutz einsetzen, erteilte der Baubeigeordnete eine Absage. Mann könne die Mittel nicht „switchen“, sagte er. „Dafür ist es zu spät.“ Das Geld könne dann nur noch zurückgegeben werden. Bevor eine endgültige Entscheidung fällt, sollen die Pläne in einer Bürgerversammlung allen Anwohnern vorgestellt werden. Sollten die Anwesenden die Mehrheitsmeinung vertreten, wird man von dem Vorhaben wohl Abstand nehmen.

Quasi als Trost-Pflaster für Klipp segnete der Ausschuss dafür die Erneuerung der Charlottenstraße zwischen Französischer und Berliner Straße ab. Hier sollen Fahrbahn und Gehwege saniert sowie Krankenhaus-, Nahverkehrs- und Taxizufahrten verbessert werden. Auch dafür stehen KP-II-Mittel in Höhe von gut einer Million Euro bereit. Wegen des ohnehin zerrissenen Straßenbildes ließ sich der Ausschuss breitschlagen, das letzte Pflasterstück zwischen Berliner und Posthofstraße einem Asphaltbelag zu opfern. Die Verbesserungen für das Klinikum genössen „Priorität“. Peer Straube

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