Aus dem GERICHTSSAAL: Provokante Irrsinnsfahrt
Geldstrafe für Verfolgungsjagd mit Schüssen
Stand:
„Es war eine Irrsinnsfahrt mit gegenseitigen Provokationen. Der Angeklagte hätte mit seinem Kompagnon eine Katastrophe auslösen können“, gibt der Staatsanwalt zu bedenken. Er fordert, Florian F.* (22) unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Bedrohung mit einer Schusswaffe zu zwei Wochen Dauerarrest zu verurteilen und ihm die Fahrerlaubnis zu entziehen. Jugendrichterin Rita Franke sanktioniert den Potsdamer – anders als von der Anklagevertretung beantragt – allerdings nach Erwachsenenstrafrecht mit einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je fünf Euro. Vor Ablauf von acht Monaten darf der Arbeitslose ohne Einkommen nicht mehr ans Steuer eines Autos.
Die Anklage klingt dramatisch. Florian F. und ein bislang Unbekannter sollen sich am 23. August 2008 mit einem BMW-Fahrer eine Verfolgungsjagd durch die Innenstadt geliefert haben. In der Zeppelinstraße habe Florian F. aus einem VW Jetta mehrere Schüsse auf den BMW abgegeben, ihn mit hoher Geschwindigkeit durch die Charlottenstraße bis in die Friedrich-Ebert-Straße verfolgt. Als dessen Fahrer Achmet A.* dort schutzsuchend in einen Döner-Imbiss flüchtete, soll Florian F. auf den Iraner gezielt haben, ohne ihn zu treffen.
Der Mann im BMW habe ihn in Höhe des „Artspeichers“ auf der Gegenfahrbahn überholt und danach abgedrängt, erzählt Florian F. „Er hat auch noch den Stinkefinger gezeigt.“ Das habe ihn und seinen Kumpel geärgert. „Wir sind ihm mit ungefähr 100 Stundenkilometern hinterhergefahren. Das war falsch. Aber geschossen hat Björn B.*“, behauptet der gelernte Einzelhandelskaufmann, nennt somit erstmals den Namen des unbekannten Beifahrers. „Der VW Jetta gehört ihm oder seiner Mutter. Die Luftdruckpistole war meine.“ Sie wurde – ebenso wie zwei weitere Waffen – bei einer Wohnungsdurchsuchung am 13. März dieses Jahres sichergestellt.
Achmet A. (24) ist sich im Zeugenstand sicher: „Der Angeklagte hat geschossen. Ich habe ihn mit meinen zwei Augen deutlich gesehen.“ Florian F. pariert, Achmet A. habe ihn vor der Verhandlung bedroht. „Er hat gesagt, ein Iraner lässt sich so etwas nicht gefallen. Er wird meinen Vater und mich umbringen.“ „Ich warne Sie, Selbstjustiz zu üben“, gibt die Vorsitzende dem Zeugen mit auf den Weg.
Der Staatsanwalt verliest noch eine weitere Anklage. Sie legt Florian F. Beleidigung und Sachbeschädigung zur Last. Am 19. September 2008 soll der Potsdamer in der Benzstraße den Seitenspiegel eines VW Corsa abgetreten, den Fahrer des Kleinwagens als Penner beschimpft haben. „Tut mir leid, was ich gemacht habe. Ich werde ihm den Schaden von 287 Euro ersetzen“, versichert der Angeklagte. (*Namen geändert.) Hoga
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: