Landeshauptstadt: Prozess begann mit Geständnis Fall David Fischer:
Ajmal K. entschuldigt sich
Stand:
Die Entschuldigung für seine Tat ließ Ajmal K. gestern im voll besetzten Saal des Potsdamer Landgerichts von seinem Anwalt Steffen Sauer verlesen: „Es tut mir unbeschreiblich leid für die Eltern und Freunde von David Fischer.“ Mit diesen Worten schloss das überraschend verlesene Geständnis des 18-jährigen Afghanen, wonach er der Schuldige am Tod des 20-jährigen Potsdamers sei. Bei einer nächtlichen Massenschlägerei zwischen deutschen und deutsch-türkischen Jugendlichen am 17. Juni 2006 in der Charlottenstraße war David Fischer nach einem Messerstich in die Herzgegend noch am Tatort verstorben. Am Tag darauf hatte sich Ajmal K. mit seinem Anwalt zur Polizei begeben. Seitdem saß er in Untersuchungshaft, schwieg aber zu den Vorwürfen. Verantworten muss er sich vor der Jugendkammer des Landgerichts wegen Totschlags.
In der gestrigen, teils emotional sehr aufgeladenen Verhandlung stand wegen des Geständnisses besonders die Erinnerung von Ajmal K. an den Abend im Mittelpunkt. Dabei wurde unter anderem ein Brief verlesen, den der junge Mann schon während der Zeit in Haft an die Eltern des Opfers geschrieben hatte, die vor Gericht als Nebenkläger auftreten. Auch in diesem Schreiben entschuldigt sich Ajmal K. und führt aus, zunächst nicht bemerkt haben zu wollen, Fischer mit seinem gezogenen Messer tödlich verletzt zu haben. Bei seiner Version blieb Ajmal K. auch gestern vor Gericht, schilderte diese jedoch mit wesentlich mehr Details. So habe er sich am Tatabend mit einem Freund in die Kneipe „Quartier“ in der Charlottenstraße begeben. Doch den Streit, der später zur Schlägerei führte, habe er nicht mehr erlebt: Er hätte zu der Zeit gegen zwei Uhr bereits draußen am Auto seines Begleiters gewartet. Dann habe er „Geschrei“ gehört und sei zum Vordereingang des „Quartiers“ zurück gelaufen. Plötzlich sei das dort befindliche Türgitter aufgestoßen worden und hätte dabei unter anderem seinen Kopf getroffen. In die folgende Schlägerei zwischen den Jugendlichen habe er schlichtend eingreifen wollen. Besonders sei ihm David Fischer aufgefallen: „Er rastete komplett aus, war sehr aggressiv.“ Fischer habe sich schließlich ihm zugewandt und sei drohend auf ihn zugelaufen, so Ajmal K. Deswegen habe er „zur Abschreckung“ sein Schweizer Taschenmesser aus seiner Bauchtasche geholt und vor sich gehalten: „Ich hatte Angst.“ Als er einen Schlag von David Fischer abwehren habe wollen, sei dieser in das Messer gelaufen: Er habe nicht gezielt mit der Waffe angegriffen.
Ob diese Version des unbeabsichtigten Messerstichs für das Gericht der Wahrheit entspricht, soll in den nächsten beiden Prozesstagen geklärt werden. Ein Urteil wird für den 10. Januar 2007 erwartet. Nebenklageanwalt Klaus Przybilla verwies bereits gestern auf andere Ermittlungsergebnisse. Zuvor war Verteidiger Steffen Sauer mit einem Antrag gescheitert, die Öffentlichkeit von dem Prozess auszuschließen, um seinen Mandanten nicht weiter zu stigmatisieren.H. Kramer
H. Kramer
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