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Potsdamer Leistikowstraße: Prozess gegen Angreifer auf Gedenkstätten-Leiterin eingestellt

UPDATE Geldbuße für den ehemaliger Gulag-Häftling, der die Leiterin der Potsdamer Gedenkstätte Leistikowstraße angegriffen haben soll. Der frühere Vorstand der Union der Opferverbänder Kommunistischer Gewaltherrschaft wirft den Ausstellungsmachern vor, Terror zu verharmlosen.

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Potsdam - Der Prozess um den Angriff auf die Leiterin der Potsdamer Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße, Ines Reich, ist eingestellt worden. Das Potsdamer Amtsgericht verhängte am Donnerstag gegen den Täter eine Geldbuße in Höhe von 1.200 Euro, die dem Deutschen Roten Kreuz zukommen sollen. Dem 84-jährigen ehemaligen Gulag-Häftling Lothar Scholz wurde vorgeworfen, die Frau im März 2012 körperlich angegriffen und bedroht zu haben.

Der in Berlin lebende Mann, selber Opfer stalinistischer Verfolgung, hatte die Gedenkstätte aufgesucht, um einen Termin für ein Zeitzeugengespräch zu vereinbaren. Nachdem ihm die Leiterin eine Absage erteilte, habe er die Frau geschüttelt und angekündigt, die Gedenkstätte in die Luft jagen zu wollen, hieß es. Anfang April dieses Jahres erhielt Scholz einen Strafbefehl über 900 Euro. Dagegen legte der Mann Widerspruch ein.

Im Frühjahr vergangenen Jahres war in dem ehemaligen KGB-Gefängnis die Dauerausstellung eröffnet worden. Sie umfasst Fotos, Dokumente und Medienstationen. Für die Realisierung stellten Bund und Land knapp 800.000 Euro zur Verfügung. Die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) wirft den Ausstellungsmachern vor, den Terror zu verharmlosen. Scholz war ehemals Vorstandsmitglied.

Der frühere Sitz der evangelischen Frauenhilfe in der Potsdamer Leistikowstraße gilt als einziges erhaltenes sowjetisches Untersuchungsgefängnis in Deutschland. In dem Gebäude wurden seit Spätsommer 1945 Untersuchungshäftlinge unter menschenverachtenden Bedingungen eingesperrt. Während bis 1955 vor allem Deutsche inhaftiert waren, wurden danach bis 1989 ausschließlich sowjetische Bürger, unter ihnen vor allem Angehörige der in der DDR stationierten sowjetischen Armee, festgehalten. (epd)

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