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Aus dem GERICHTSSAAL: Prozess um Autobrände aufgerollt Ex-Feuerwehrmann bestreitet Brandstiftungen

In der Nacht des 21. September 2012 brannten in der Neu Fahrländer Ringstraße vier Autos, augenscheinlich abgefackelt von einem Feuerteufel.

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In der Nacht des 21. September 2012 brannten in der Neu Fahrländer Ringstraße vier Autos, augenscheinlich abgefackelt von einem Feuerteufel. Ermittler wurden wenig später auf Ex-Feuerwehrmann Norman N.* aufmerksam. Der 23-Jährige wurde von mehreren Passanten in unmittelbarer Nähe des Tatortes gesehen. Auf einer Bierflasche – abgestellt an einem Carport, unter dem ebenfalls Flammen aus einem Auto loderten – fand die Spurensicherung DNA und Fingerabdrücke von Norman N. Drei Wochen später wurde der Berliner, der damals eine Ausbildung zum Rettungssanitäter machte, festgenommen. Mit den übrigen Bränden in Neu Fahrland ist er offenbar nicht in Verbindung zu bringen.

Anfang November vorigen Jahres verhandelte das Schöffengericht gegen Norman N. wegen Brandstiftung. Der nur für einen Tag angesetzte Prozess endete mit der Aussetzung des Verfahrens. Die Staatsanwaltschaft hegte Zweifel an seiner Schuldfähigkeit und beantragte ein psychologisches Gutachten des Angeklagten, der eventuell an einer Persönlichkeitsstörung leiden könnte.

Jetzt ging das Verfahren in die zweite Runde. Diesmal sind drei Tage bis zur Urteilsfindung geplant. Wie beim ersten Anlauf bestritt Norman N., die Brände gelegt zu haben. Am Tatabend habe er seine Freundin in Neu Fahrland besuchen wollen, auf der Fahrt von Berlin nach Potsdam einige Flaschen Bier getrunken, sagte er. Gegen 21 Uhr habe er sich mit einem Fahrrad auf den Weg zur Freundin begeben, unterwegs Feuerschein und Brandgeruch wahrgenommen. Er sei vom Drahtesel gestiegen, habe sich eine weitere Flasche Bier aufgemacht, sie irgendwo abgestellt, sei dann getürmt. Als Grund gab er Angst an, man könne ihm die Brände in die Schuhe schieben.

In der Tat ist Norman N. kein unbeschriebenes Blatt. Bei der Freiwilligen Wehr in Berlin-Hellersdorf war er – trotz unterdurchschnittlicher Theoriekenntnisse – einer der eifrigsten Brandlöscher. Bei seinen Kameraden war er eher unbeliebt, machte sie schlecht, wollte immer im Mittelpunkt stehen. Einmal soll er im Keller einen Wohnhauses Feuer gelegt haben. Mehrmals löste er Fehlalarm aus, wurde schließlich wegen Notruf-Missbrauchs aus der Hellersdorfer Feuerwehr ausgeschlossen. Auch bei der Neu Fahrländer Feuerwehr hielt sich Norman N. nicht lange. Als er ohne Führerschein mit einem Einsatzwagen erwischt wurde, musste er gehen.

„Die Bierflasche am Pfosten des Carports hat den Löschangriff unbeschadet überstanden“, sagte Brandsachbearbeiter Peter B. am gestrigen Verhandlungstag. Die auf ihr gesicherten Spuren könnten Norman N. der Taten überführen. Sollte der für Freitag geladene psychiatrische Gutachter zu dem Schluss kommen, der Angeklagte sei voll schuldfähig, droht ihm eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr. (Name geändert.)Hoga

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