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Aus dem Gerichtssaal: Angriff mit dem Brotmesser: Prozess um handfesten Streit unter Flüchtlingen
Der Fall schien eindeutig: Menkam M.*, ein im Lerchensteig untergebrachter Flüchtling, soll seinen Mitbewohner Paul K.
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Der Fall schien eindeutig: Menkam M.*, ein im Lerchensteig untergebrachter Flüchtling, soll seinen Mitbewohner Paul K.* bei einem Streit im Juni vergangenen Jahres mit einem Messer bedroht haben. In Panik soll der Angegriffene aus dem Fenster gesprungen sein und sich dabei einen Fersenbruch zugezogen haben – so zumindest hat es sich aus Sicht der Staatsanwaltschaft zugetragen. Doch bei der Verhandlung am gestrigen Mittwoch vor der Jugendkammer des Potsdamer Amtsgerichts stellte der heute 19-jährige Angeklagte die Sache völlig anders dar. Er sei derjenige, der angegriffen und verletzt wurde, ließ er über seine Anwältin aussagen. Anschließend sei er deshalb auch im Krankenhaus behandelt worden. Doch weil er dies nicht mit einem Attest belegen konnte, wurde der Prozess ausgesetzt. Das Gericht will nun die entsprechenden Unterlagen vom Krankenhaus einholen und die Verhandlung dann fortsetzen.
Seit 2015 ist Menkam M. in Deutschland, wie der schüchterne Kameruner auf Nachfrage der Jugendrichterin sagte – beziehungsweise seine Dolmetscherin, die das Gesagte auf Deutsch und Französisch übersetzte. Am Lerchensteig teilt er sich ein Zimmer mit zwei weiteren Menschen, Paul K. wohnt nebenan. Eigentlich habe man keine Konflikte gehabt, bis eben zu jenem Tag im Juni 2015. Er und Paul K. seien wegen eines Whiskeys aneinandergeraten, man habe sich gestritten, wer ihn bezahlt und wer mittrinken dürfe. Im Streit habe er das Glas seines Mitbewohners ausgeschüttet, so wie dieser es einige Tage zuvor auch getan habe. Daraufhin sei Paul K. „ausgeflippt“, habe aus der Küche ein Brotmesser geholt und ihn damit an der Brust, an der Hand und am Arm verletzt. Es sei ihm gelungen, Paul K. das Messer abzunehmen, so Menkam K. Offensichtlich habe dieser Angst bekommen und sich deshalb aus dem Fenster gestürzt – obwohl er ihn gar nicht angreifen wollte. Dass er der Polizei nichts von Paul K.s Angriff gesagt habe, begründete Menkam M. damit, „keinen Ärger“ haben zu wollen. Deshalb habe er auch das Laken, auf dem sein Blut war, verschwinden lassen. Der Geschädigte selbst wurde am Mittwoch nicht gehört. Erst soll nun die Stellungnahme der Klinik eingeholt werden. (*Namen geändert)
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