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Aus dem GERICHTSSAAL: Prügelei nach der Disko

Überfall-Opfer laboriert noch immer an Spätfolgen

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Aus dem GERICHTSSAALÜberfall-Opfer laboriert noch immer an Spätfolgen Teltow - Der vermutliche Mittäter des brutalen Überfalls vom 24. Mai 2003 vor einer Diskothek in der Teltower Oderstraße ist untergetaucht. So musste sich Andreas M. (20) allein vor dem Jugendschöffengericht verantworten. Laut Anklage soll das Duo den damals 21-jährigen Markus M. aus Berlin mit Fäusten und Füßen malträtiert, sogar noch auf den Wehrlosen eingetreten haben, als dieser bewusstlos am Boden lag. Markus M. erlitt dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, eine Platzwunde an der Augenbraue, Prellungen am gesamten Körper. Noch heute – so der im Prozess als Nebenkläger Auftretende – sei die Sehfähigkeit eines Auges eingeschränkt, verspüre er bei starker Belastung Schmerzen im Knie. Der Anlass der zunächst verbal geführten Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen junger mehr oder minder alkoholisierter – Disko-Besucher in jener Nacht, die wenig später in eine Schlägerei mündete, ließ sich während der Verhandlung nicht aufklären. Andreas M. auf der Anklagebank – mehrfach vorbelastet wegen Körperverletzung – beteuerte, er habe nur einem Kumpel helfen wollen, der von Markus M. attackiert wurde. „Ich sprang ihn von hinten an, so dass wir beide hinfielen. Dann versetzte ich ihm einen Faustschlag ins Gesicht. Getreten habe ich allerdings nicht“, stellte der Arbeitslose klar. Sein Gegner habe nach dem Angriff im Gesicht geblutet. „Ich weiß allerdings nicht, ob durch den Schlag oder den Sturz auf den Asphalt.“ „Wir wollten eigentlich nur nach Hause“, schilderte Markus M. seine Version des Tatgeschehens. „Obwohl wir von der anderen Gruppe angepöbelt wurden, haben wir nicht reagiert.“ Plötzlich sei er von hinten zu Boden gerissen worden, dabei mit dem Kopf aufgeschlagen. „Dann setzte es Faustschläge und Fußtritte. Ich versuchte, mich mit den Armen zu schützen.“ Bevor er das Bewusstsein verlor, habe er noch einen Blick auf die Turnschuhe seines Angreifers werfen können, so Markus M. im Zeugenstand. „Sie gehörten dem heute hier anwesenden Angeklagten.“ Einer aus der gegnerischen Gruppe habe eine Bomberjacke getragen (Es handelt sich um den vermeintlichen Mittäter.), erinnerte sich der Bruder des Überfallopfers, Manuel M. (20). „Der war wie besessen. Er ging zuerst auf zwei meiner Freunde los, danach verprügelte er Markus. Wenig später habe er gesehen, wie der Angeklagte, der ihm bis dahin gar nicht aufgefallen sei, seinem Bruder mit Wucht in den Rücken sprang. „Ich bin sofort hingerannt, um ihm zu helfen. Da kam auch schon die Polizei.“ Die Beamten fuhren routinemäßig Streife. Einen nachhaltigen Eindruck scheint der Einsatz bei ihnen nicht hinterlassen zu haben. „Wir haben die streitenden Gruppen getrennt, die Personalien aufgenommen und Alkoholtests durchgeführt“, erzählte ein 48-jähriger Polizist der Wache Teltow. Sein jüngerer Kollege wusste noch, dass „der Geschädigte blutend am Boden lag“ und der Angeklagte 1,58 Promille hatte. Die Bewährungshelferin von Andreas M. berichtete von einem Anti-Aggressionstraining, das ihr Proband in der Vergangenheit erfolgreich absolvierte. Auch tränke er jetzt nicht mehr so häufig Alkohol. Sie regte an, Jugendstrafrecht anzuwenden. Dem folgte das Gericht. Mit 100 Stunden Sozialarbeit kam Andreas M. mehr als glimpflich davon. Gabriele Hohenstein

Gabriele Hohenstein

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