Landeshauptstadt: Psychoterror bis Gewalt
Weniger Platz für misshandelte Frauen und Kinder
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Weniger Platz für misshandelte Frauen und Kinder Von Kathrin Klinkusch Die junge Frau lebt seit einem Vierteljahr mit ihrem Kind im Potsdamer Frauenhaus. Sie sei von ihrem Mann „seelisch so fertig gemacht“ worden, dass sie es nicht mehr ausgehalten habe. Was genau passiert ist, darüber will sie nicht sprechen. Von Körperverletzung und Freiheitsberaubung über Psychoterror bis zu sexueller Gewalt in der Ehe – die Formen häuslicher Gewalt sind vielfältig, die Opfer fast immer Frauen. Rund 800 Frauen und Kinder fanden nach Angaben des Brandenburger Frauenministeriums im vergangenen Jahr Zuflucht in den 22 Einrichtungen im Land.„Diejenigen, die zu uns kommen, sind meist finanziell vom Partner abhängig“, sagt Friederike Geißler, Mitarbeiterin im Potsdamer Frauenhaus und im brandenburgischen Netzwerk der Frauenhäuser. In der Potsdamer Einrichtung erhalten Hilfe suchende Frauen in der Regel ein eigenes Zimmer, es gibt eine Gemeinschaftsküche und ein Kinderzimmer. „Jede Frau versorgt sich und ihre Kinder selbst.“ Die Zahl gemeldeter Taten häuslicher Gewalt erhöhte sich laut Innenministerium allein im vergangenen Jahr um rund ein Viertel gegenüber dem Vorjahr – von 1700 (2002) auf 2104 im Jahr 2003. Doch auf der Suche nach Schutz und Unterkunft stehen von Gewalt betroffene Frauen inzwischen häufiger vor verschlossener Tür. „Wegen Sparmaßnahmen der Landesregierung haben viele Einrichtungen seit Jahresbeginn ihre Bettenzahl verringert und Personal abgebaut“, sagt Netzwerk-Mitarbeiterin Geißler. Das Frauenministerium unterstützt die Einrichtungen in diesem Jahr nach eigenen Angaben mit 900 000 Euro, im Vorjahr waren es noch 1,12 Millionen Euro. Die 14 Landkreise und vier kreisfreien Städte erhalten dabei jeweils eine Pauschale von 50 000 Euro zur Unterstützung der Frauenhaus-Projekte. „Die Frauen merken, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind und dass andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben“, betont Geißler vom Potsdamer Frauenhaus. Die Sozialpädagogin hilft ihnen bei der Wohnungssuche und beim Gang zu Ämtern und Gerichten. Zwar bestehe nach dem „Gewaltschutzgesetz“ die Möglichkeit, dass der „Schläger“ die gemeinsame Wohnung verlassen muss, doch dies sei kein Ersatz für einen Aufenthalt im Frauenhaus. „Hier können die Frauen und ihre Kinder erstmal zur Ruhe kommen.“ Auch stünden Frauen, die von Eltern oder Partner aus der Wohnung geworfen werden, sonst auf der Straße. Für die junge Potsdamerin ist der Aufenthalt im Frauenhaus bald vorbei. „Ich bin lockerer und selbstbewusster geworden“, meint sie.
Kathrin Klinkusch
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