Sport: Punkte gegen Abstieg
Alexander Haase über den Cup, das Team und die Aufgabe
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Alexander Haase über den Cup, das Team und die Aufgabe Alexander Haase, sind Sie schon per Du mit Ihrer neuen Aufgabe als Trainer des Handball- Regionalligisten VfL Potsdam? Beurteilen müssen das andere, aber für mich ist es ein wahnsinniger Mehraufwand an Arbeit. Ich denke, dass mir dafür noch ein paar Erfahrungen als Spieler fehlen. Mit 27 Jahren habe ich nun auch noch nicht so viel auf dem Feld erlebt, um jede Spielsituation endlos durchgekaut zu haben. Es mag einige geben, die sich schnell auf der Trainerbank wohl fühlen, andere nicht. Das werden bei mir sicherlich auch die ersten Spiele entscheiden. Treffe ich in den Stresssituationen die richtigen Entscheidungen? Es wird auch falsche geben, aber das muss sich in einem angemessenen Rahmen bewegen. Mit vielen Spielern haben Sie selbst zusammen auf dem Parkett gestanden, die Jugendspieler sehen Sie als eine Art Vorzeigehandballer in Potsdam. Wie verträgt sich die neue Rollenverteilung? Ich glaube nicht, dass ich eine Vorzeigehandballer bin. Wir haben ein relativ lockeres Verhältnis, mit den meisten zumindest. Aber es ist klar, wer der Chef ist und bestimmt. Die Disziplin im Training ist sehr ordentlich, jetzt müssen wir diese noch in den entsprechenden spieltaktischen Situation aufs Handball-Parkett übertragen. Kann diese Verbundenheit aus der Vergangenheit in Krisensituationen auch nach hinten losgehen? Na klar habe ich davor Angst und ich denke, dass das auch schwierig werden kann. Aber ich glaube nicht, dass es mit diesen Spielern problematischer wird als mit einer komplett neuen Mannschaft. In der am 14. September beginnenden Saison fehlen mit Ihnen, Victor Pohlack, Robert Giebel und Timo Schäfer vier Leistungsträger des Vorjahres. Welches Ziel stellen Sie als Trainer ihrem neuen Team? Wir wollen so schnell wie möglich die Punkte einfahren, die wir brauchen, um nicht aus der Regionalliga abzusteigen. Dann schauen wir weiter. Ich denke, ein einstelliger Tabellenplatz ist im Bereich des Möglichen. Mit welcher Maßgabe gehen sie in den Berlin- Brandenburg-Cup am Wochenende? Favoriten sind für mich Zweitligist Reinickendorfer Füchse und Regionalligaaufsteiger Forchheim. Für uns geht es darum, unter wettkampfähnlichen Bedingungen zu testen und jedem seine Einsatzchance zu geben. Ich will sehen, welche Entscheidungen die Spieler in heiklen Situationen auf dem Spielfeld treffen. Wie zufrieden sind Sie bisher mit der Vorbereitung? Athletisch sind wir gut vorangekommen und auch auf einem guten Stand. Im technisch-taktischen Bereich haben wir nach wie vor Defizite, vor allem in der Abwehrarbeit. Für den Rückraum suchen Sie noch einen Spieler, sagten Sie vor einigen Wochen. Ich hätte gerne noch einen Spieler für den Rückraum, der gleichzeitig im Mittelblock decken kann. Aber momentan scheint der Markt nicht so viel herzugeben. Sie sind also noch auf der Suche? Eher lose. Wie haben sich die acht Neuzugänge, darunter die Thiele-Zwillinge Jan und Marc vom USV Potsdam sowie Marco Pietschmann aus Oranienburg und Sascha Kuhnigk von Tegel, in die Mannschaft integriert? Es gab generell keine Anpassungsprobleme. Nun muss man sehen, wie sie es schaffen, sich im Kader zu etablieren und durchzusetzen. In den bisherigen Testspielen habe ich ohne auf das Ergebnis zu gucken durchgewechselt. Nun wird beim Berlin-Brandenburg-Cup auch noch jeder seine Spielzeit kriegen. Aber in einer Woche in der ersten Runde des DHB-Pokals daheim gegen Köthen wird sich herauskristallisieren, wer sich in den Stamm gespielt hat. Aber die Spieler sind mündig und werden auch Eins und Eins zusammenzählen können. Die Mannschaft leiten soll der neue Kapitän Göran Böhm. Er war früher mein Stellvertreter, ich habe ihn dazu bestimmt. Wollen Sie sich während des Spiels gerne noch einmal den Ball schnappen und den Jungs zeigen, wie es geht? Ich will generell gerne Handball spielen. Aber während die Jungs spielen, ist mir dieser Gedanke noch nie gekommen. Heißt das, Sie werden diese Saison nicht das Parkett als Spieler betreten? Ich sage ja, aber es kann Ausnahmesituationen durch Verletzungen oder Sperren geben. Wenn also beide Linksaußen nicht dabei sein können, kann ich nicht gänzlich ausschließen zu spielen. Immerhin werde ich ja noch als Spieler angemeldet. Von Karriereende ist also noch nicht die Rede? Ich sage erstmal: Nein. Wie geht es dem Knie? Der Heilungsprozess ist gut vorangeschritten, jetzt beginnt der Muskelaufbau. Das bisschen Training, was ich bisher gemacht habe, glich jedoch mehr einem Stolpern. Am Wochenende werden Victor Pohlack, Timo Schäfer und Ex-Trainer Ralf Kutzner verabschiedet. Mit Pohlack, der jetzt bei Reinickendorf spielt, gibt es zudem ein Wiedersehen auf dem Platz. Ich bin extrem traurig, dass Victor nicht mehr da ist. Einerseits sportlich, andererseits auch menschlich. Das ist ein herber Verlust für den VfL. Können Sie den Wechsel nachvollziehen? Na klar, sein damaliger Trainer aus Spandau, Georgie Sviridenko, den er für den besten Trainer hält, ist dort. Und sportlich ist es sehr attraktiv, in der zweiten Bundesliga zu spielen. Was kann ich ihm im Vergleich dazu bieten? Eine zweite Bundesliga als Perspektive in Potsdam beispielsweise. In drei, vier Jahren vielleicht. Das Gespräch führte Jan Brunzlow.
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