Landeshauptstadt: Puppe Ben als Vorturner
Fitnessprogramm für Babys. Einstieg bei Pekip ist schon im Alter von sechs Wochen möglich
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Es ist warm – draußen und drinnen. Dorothee Kelm-Biereder dreht die Temperatur hoch. Schließlich sollen sich die entkleideten Kursteilnehmer wohl fühlen. Die sind sieben bis zehn Monate alt und schauen mit neugierigen Augen in die Welt. Mit aller Kraft haben sie Oberkörper und Kopf hochgestemmt. Die durchgedrückten Ärmchen sind noch ein bisschen wackelig. Die Kursleiterin legt Köder aus – Holztiere und Autos an der Schnur. Dorian springt sofort darauf an. Der zehn Monate alte Lockenkopf vergisst alle Unsicherheiten und krabbelt drauf los.
Die Kinder zur Bewegung zu animieren, sei die Grundidee des Prager Eltern-Kind-Programms, kurz Pekip. Basierend auf seinen Forschungsergebnissen hatte der Prager Psychologe Jaroslav Koch bereits in den 1970er Jahren Bewegungs- und Spielanregungen für Säuglinge entwickelt. Folge man dem Programm, sagt Dorothee Kelm-Biereder, seien die Kinder im Vergleich zu ihren nicht animierten Altersgenossen motorisch einfach besser drauf. Das hätten auch Vergleichsstudie belegt, erklärt die Krankenschwester und Sozialpädagogin, die außerdem ein Zertifikat für die Pekip-Gruppenleitung vorweisen kann. Das Fitnesstraining sei schon für die ganz Kleinen, sagt sie. Im Alter von sechs Wochen könnten die Babys bereits einsteigen.
Mutter Julia hat ihre Zwillinge im Blick. Vor acht Monaten kamen Clara und Luisa zur Welt. Die braunen beziehungsweise blauen Augenpaare haben fast zeitgleich „Dorothees Schatzkiste“ entdeckt. Der Karton mit einem Marmeladenglasverschluss großen Loch im Deckel macht neugierig. Als Luisa ein raschelndes Etwas aus dem Dunkel der Verpackung zieht, muss ihre Schwester gleich nachlegen. Ganz schnell ist die Kiste leer. „Später haben sie auch Spaß am Einräumen“, sagt die Pekip-Fachfrau lachend.
Die Gruppe ist klein. „Fünf bis sechs Kinder – das ist ideal“, sagt Dorothee Kelm-Biereder. So hat sie alle Aktivitäten der kleinen Teilnehmer im Blick, kann überall unterstützend eingreifen. Bei Pekip gehe es aber nicht nur um die Babys. Vielmehr stehe auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind im Mittelpunkt. Zum Vorführen bestimmter Bewegungsabläufe hat die 36-jährige Leiterin Ben mitgebracht. Der Vorturner ist eine babygroße schaumstoff-gefüllte lustig dreinschauende Puppe. Wiegend hält Dorothee Kelm-Biereder das Leichtgewicht in den Armen. Dann demonstriert sie mit Ben, wie Nicole ihr Töchterchen Lisa-Maria zum Drehen bewegen kann. Dazu legt sie die Puppe auf die Turnmatte und fasst ihre Arme. Vorsichtig zieht sie den Oberkörper des Dummys zu sich heran, beschreibt einen kleinen Bogen und dreht Ben auf die Seite. „Es ist wichtig, dass du beide Seiten bedienst, damit der Gleichgewichtssinn gleichmäßig angeregt wird“, rät die Leiterin. Säugling Lisa-Maria gluckst vor Freude. Die Wiegebewegung macht dem siebenmonatigen Mädchen Spaß. Mitturnerin Clara quengelt. „Ich weiß, was du willst“, spricht ihre Mutter in beruhigendem Ton. Sie zieht den Blondschopf zu sich und legt ihn an die Brust. Pekip macht hungrig.
Dorian krabbelt immer noch eifrig hinter dem Plastikauto her, das seine Mutter Cindy die schiefe Ebene hochfahren lässt. Ganz traut der kleine Junge der Schräge nicht. Er klettert seitlich auf das Holzbrett, lässt aber ein Bein auf der Matte. „Ein Sicherheitsdenker“, kommentiert die Kursleiterin. Am Ende überwindet er sich doch. Schließlich kann er ja gegenüber der fixen Krabblerin Luisa nicht ins Hintertreffen geraten. Die stolzierte schon vor ihm auf allen Vieren das Brett entlang – und zwar ohne Sicherheitsfuß. „Auch der Kind-Kind-Kontakt ist anregend“, sagt Dorothee Kelm-Biereder. Die Mütter in ihrer Gruppe schätzen aber auch das Gespräch untereinander. Es sei einfach schön, so auch Kontakt zu anderen Eltern zu bekommen, erklärt Nicole. Mit ihren anderen beiden Kindern sei sie auch in einer Pekip-Gruppe gewesen, erzählt sie. Mit einigen der Teilnehmerinnen verbinde sie sogar bis heute eine Freundschaft.
Dorothee Kelm-Biereder, die ihre Kurse bisher in Berlin und Teltow anbot, hat gerade einen Nutzungsvertrag mit der Elternschule des St. Josefs-Krankenhauses in Potsdam abgeschlossen. Es gibt noch freie Plätze. Anmeldung unter Tel.: (030) 804 997 76.
Nicola Klusemann
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