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Von Juliane Wedemeyer: Querelen um umstrittene Bewerber

Neue Beigeordnete sollen im April feststehen / Einige Kandidaten stehen schon jetzt unter Druck

Stand:

Die Bewerbungsgespräche laufen noch – da gibt es bereits die ersten Querelen um die Nachfolge der beiden Beigeordneten für Kultur und Bau. So sollen sich auch die ehemalige Stuttgarter Kulturdezernentin Iris Magdowski und die Chemnitzer Baubürgermeisterin Petra Wesseler um die Ämter beworben haben. Entsprechende PNN-Informationen wurden aus dem Rathaus bestätigt. Beide Kandidatinnen sind an ihren bisherigen Wirkungsstätten aber äußerst umstritten.

Magdowski soll als Kulturdezernentin in Baden-Württemberg zu wenig Fingerspitzengefühl bewiesen haben und unter Wesseler soll sich im sächsischen Bauamt gar ein Korruptionsskandal abgespielt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. In Potsdam gelangten sie nun trotzdem in die Endrunde des Auswahlverfahrens. Beide hat die Stadtverwaltung zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.

65 Interessenten haben sich laut Stadt um das Amt als Kulturbeigeordneter beworben, das noch bis vergangene Woche Gabriele Fischer innehatte. Für die Nachfolge von Elke von Kuick-Frenz, die im September die Bauverwaltung verlässt, erhielt die Stadtverwaltung 61 Bewerbungen. Nur jeweils fünf von ihnen dürfen sich zunächst Oberbürgermeister Jann Jakobs persönlich vorstellen.

Die Chemnitzer Amtszeit der 45-jährigen Wesseler begann 2002, im Juni dieses Jahres endet sie. Zuvor hatte die gebürtige Westfälin als Beamtin im Bundesbauministerium gearbeitet. In der sächsischen 240 000-Einwohnerstadt geriet sie unter Druck, nachdem das Rechnungsprüfungsamt Schlampereien im Tiefbauamt festgestellt hatte. Die Stadt soll an ein Bauunternehmen 236 000 Euro zu viel gezahlt haben. Wesselers Amtsleiter steht unter Verdacht, dafür regelmäßig Briefumschläge mit Geld angenommen zu haben. Laut Rechnungsprüfer sei damals ein „erheblicher wirtschaftlicher Schaden für die Stadt“ entstanden. Unter Kritik geriet Wesseler vor allem, weil sie trotz Kenntnis des Prüfberichts vor dem Stadtparlament behauptet hatte, bei den Baumaßnahmen sei alles in Ordnung gewesen. Überhaupt scheint ihre Glaubwürdigkeit in Chemnitz gelitten zu haben – zum Beispiel wegen ihrer Berichte zur Grünanlagen-Pflege: Den Stadträte hatte sie eine geschönte Fassung vorgelegt, während die vollständige im internen Computernetz der Verwaltung kursierte. Laut Berichten der Chemnitzer "Freien Presse" sollen Oberbürgermeisterin Barabara Ludwig und die Stadträte sogar schon über ein Abwahlverfahren nachgedacht haben.

In Potsdam nun hat angeblich die Stadtfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen den Namen Wesseler ins Spiel gebracht. Wesseler ist zwar parteilos, sie soll aber den Grünen nahe stehen. Und in Potsdam haben die Grünen das sogenannte Vorschlagsrecht für den Baubeigeordneten. Gegenüber den PNN wies Fraktionschef Nils Naber allerdings zurück, dass seine Fraktion etwas mit Wesselers Bewerbung zu tun haben könnte: „Ich dementiere das“, sagte er.

Die Bewerberin um den Job als Kulturbeigeordnete, Iris Magdowski, gilt dagegen als Wunschkandidatin von Potsdams CDU-Kreis-Chefin Katherina Reiche. Reiche war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Das CDU-Mitglied Magdowski stand bis 2005 acht Jahre lang der Stuttgarter Kulturverwaltung vor. Erfolgreich sei diese Zeit nicht gewesen, resümierten die Medien vor Ort nach ihrem Weggang. Sie werfen ihr vor, kaum Kulturveranstaltungen besucht zu haben und sich „schnippisch über schwäbische Netzwerke“ geäußert zu haben. Die Juristin Magdowski ist derzeit Vizepräsidentin der Kulturpolitischen Gesellschaft in Bonn. Von der bekam sie gestern auch Rückendeckung für ihre Potsdamer Bewerberbung. Als Kulturdezernentin in Bielefeld und Duisburg hätte die heute 57-Jährige schließlich Erfolge gehabt. Sie sei sehr kreativ und verfüge über „excelente Kontakte zur Kulturpolitik“, schrieb der Präsident der Gesellschaft, Oliver Scheytt, an die Potsdamer Rathausspitze.

Noch im April sollen die Nachfolger der Beigeordneten feststehen, hieß es aus der Stadtverwaltung. Dann will sie Oberbürgermeister Jakobs den Stadtverordneten vorstellen. Diese müssen letztlich über die neuen Beigeordneten entscheiden.

mit Swen Uhlig

Juliane Wedemeyer

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