Landeshauptstadt: Quo vadis Bürgerstiftung? Vorstand stellte sich vor und überzeugte nicht
Wie werbe ich für etwas ohne mehr preiszugeben als Allgemeinplätze? Diesen Spagat versuchte am Mittwochabend der Vorstand einer neuen Bürgerstiftung für Potsdam und schaffte ihn nicht.
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Wie werbe ich für etwas ohne mehr preiszugeben als Allgemeinplätze? Diesen Spagat versuchte am Mittwochabend der Vorstand einer neuen Bürgerstiftung für Potsdam und schaffte ihn nicht. Auch wenn ein älterer Besucher der Veranstaltung im Alten Rathaus begeistert erklärte, er sei geradezu neidisch, dass sich so viele junge Leute um die Stiftungsgründung bemühten – die Reaktion auf das vorgestellte Konzept war eher verhalten. Sie reichte vom Einwand eines mit Stiftungsangelegenheiten befassten Rechtsanwaltes, die Bürgerstiftung sei „zu demokratisch“ angelegt und werde sich deshalb viel zu sehr mit organisatorischen Fragen befassen müssen als mit den eigentlichen Stiftungsangelegenheiten, bis zu Kommentaren wie „unprofessionelle Vorstellung“ und „viel zu verschwommenes Konzept“. Dazu Vorstandsvorsitzender Thomas Uhlig (29), Student der Politikwissenschaft, Geschichte und Jura, dessen Hauptbetätigung zurzeit die Stiftungsgründung ist: „Wir wollten eigentlich ein erstes Projekt vorstellen, müssen aber noch eine Woche abwarten.“ Deshalb gab es Allumfassendes zu hören wie „die Stiftung handelt zum Nutzen aller Bürger Potsdams“ bis zu „sie handelt in Entscheidungsprozessen unter dem Aspekt der akzeptierenden Konsensfindung“. Grundsätzlich geht die Idee einer Bürgerstiftung auf ein amerikanisches Modell vom Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Ziel einer solchen Stiftung ist es, etwas für die Heimatstadt zu tun und ihr, wenn die Verwaltung Probleme allein nicht stemmen kann, unter die Arme zu greifen. Es gebe zwar auch deutsche Vorreiter der Bürgerstiftung, doch die hätten ihr Vermächtnis bisher der Stadtverwaltung überlassen, die dann allein Entscheidungen getroffen habe, erläuterte Rupert Graf Strachwitz, Leiter des Maecenata-Instituts der Humboldt Universität Berlin, zum Thema bürgerschaftliches Engagement und Stiftungswesen im Allgemeinen. Für die Potsdamer Bürgerstiftung in Gründung werden jetzt erst einmal Mitstreiter gesucht. Bei der unermesslichen Breite des Programms – gefördert werden soll ein ganzes Spektrum von Kultur über Kinder- und Altenhilfe, Stadtentwicklung, Sport bis Wissenschaft und Forschung – sind natürlich auch alle Bevölkerungsgruppen in Potsdam angesprochen vom Jugendlichen bis zum Senior. Doch wenn bei der Aufzählung der Zielgruppen auch das Wissen und die Erfahrung älterer Menschen beschworen werden – in der Gründungsmannschaft fehlen sie noch. H. Dittfeld
H. Dittfeld
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