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Sport für jeden. Auch wer nicht zahlen kann, darf bleiben. Außer beim Tennisclub, der kündigt finanzschwachen Mitgliedern.

©  A. Klaer

Von Mona Liszkas und Jesse Stegmann: Rabatt für Arbeitslose und ihre Kinder

Potsdams Sportvereine versuchen, auch ihre finanzschwachen Mitglieder zu behalten

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Der Wunsch, Sport zu treiben, kann offenbar auch am Geld scheitern: Wer beispielsweise segeln oder Karate lernen will, der muss Mitglied in einem Verein werden. 23 000 Potsdamer sind in 144 Sportvereinen organisiert. Und das kostet – zumindest die Mitgliedsbeiträge. Für manche sind sie zu hoch. Das ergab eine PNN-Umfrage bei verschiedenen Sportklubs. Wie gehen die Vereine damit um?

Beispiel USV Potsdam: Hier treffen sich jeden Donnerstagnachmittag Kinder zum gemeinsamen Basketballspiel. Die Eltern jedes Kindes müssen dafür 7.50 Euro im Monat bezahlen. Eine Summe die für viele zu bewältigen ist, jedoch nicht für alle.  Die Kinder dürften trotzdem beim USV trainieren.

Oft sei Arbeitslosigkeit der Grund, warum Mitglieder ihre Beiträge nicht zahlen können, heißt es beim USV. Das sei ein Problem: Denn meist hätten gerade Arbeitslose viel Zeit zum Sport treiben, aber eben nicht genügend Geld. Dabei sei gerade für sie eine Beschäftigung beziehungsweise ein Hobby oder sogar eine Leidenschaft von großer Wichtigkeit. Bernd Bartsch aus dem WSG Potsdam Waldstadt aus der Sektion Karate sagt zu diesem Thema: „Jeder – wir haben auch Arbeitslose im Verein – sollte trainieren können. Wer bei uns nicht bezahlen kann, darf trotzdem weiter trainieren.“

Viele der befragten Sportvereine sind ähnlich solidarisch und vermeiden es, Mitglieder zu entlassen. Eine andere Möglichkeit, so Bernd Bartsch, für vorübergehende finanzielle Probleme sei eine ruhende Mitgliedschaft, bei der ein geringer Geldbetrag entrichtet wird, man aber Mitglied bleibt und sobald man zahlungsfähig ist wieder aktiv am Training teilnehmen kann. Auch in Potsdams größtem Sportverein, dem SC Potsdam, gibt es ähnliche Vergünstigungen, die, obwohl jede Abteilung eigenständig bestimmen darf, die Regel sind, wie der Stadtsportbund bestätigte. Viele beziehen sich dabei auf den Olympischen Sportsgeist zu dem neben Teamgeist und gegenseitigem Respekt vor allem Gemeinschaftssinn und Solidarität gehören. Aber nicht alle: Der Potsdamer Tennisclub Rot-Weiß hingegen hat bei diesem Thema strikte Regelungen, nach denen ein zahlungsunfähiges Mitglied nicht mehr berechtigt ist, zu trainieren und automatisch aus dem Verein ausgeschlossen ist.

Allerdings sind viele Mitgliedsbeiträge so niedrig. 2.50 Euro pro Monat kosten sie zum Beispiel im Lauf- und Wanderverein Potsdam/Nuthetal.

In Sportvereinen, die höhere Beiträge erfordern wird anders vorgegangen: Der Segelverein „Potsdamer Adler“ beispielsweise versucht den Charakter eines Sportvereins zu bewahren, das heißt die Mitglieder übernehmen viele der Arbeiten gemeinsam und halten so die Beiträge dementsprechend niedrig. Dennoch bleiben hohe, fixe Kosten durch Erwerb eines Bootes und Miete eines Bootsanlegers, die der Verein natürlich nicht decken kann. Wie Norbert Seidel sagt, versuchen sie durch das hohe Maß an Eigeninitiative und die relativ niedrigen Kosten den „elitären Charakter“ des Sportes zu widerlegen und auch Einkommensschwachen die Möglichkeit zu bieten, am Segelsport teilzunehmen.

In der Regel scheinen sich Potsdams Sportvereine zum gegenseitigen Vorteil darum zu bemühen, auch ihre finanziell schwachen Mitglieder zu behalten: einerseits, um bestehen zu können, aber wohl auch aus Solidarität und für ein gemeinschaftliches Vereinsleben.

Mona Liszkas, Jesse Stegmann

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