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Aus dem GERICHTSSAAL: Rabiate Geldeintreiber?

Zwei Männer nach Schlägerei im Hausflur angeklagt

Stand:

Die Nacht des 3. Januar 2012 werden Clemens C.* (27) und seine Freundin nicht so schnell vergessen. Kurz nach 23 Uhr klingelten zwei Männer an der Wohnungstür des Am Schlaatz lebenden Pärchens. Ein selbsternannter Geldeintreiber forderte 120 Euro, die er dem Potsdamer einige Tage zuvor geliehen haben soll. Als Clemens C. sich weigerte zu zahlen, soll der ungebetene Besucher ein Pfefferspray gezückt und dem vermeintlichen Schuldner einen gezielten Faustschlag aufs Ohr verpasst haben. Sein Begleiter soll ihn angefeuert haben, noch weiter zuzuhauen. Als die Freundin des Überfallopfers die Polizei rief, ergriffen die Schläger die Flucht. Clemens C. bekam einen Hörsturz, litt monatelang an Tinnitus und Schlafstörungen. Zwei Wochen lang war der Gastronom krankgeschrieben. Die vermeintlichen Täter wurden bald ermittelt.

Jetzt mussten sich Mirko M.* (25) und Sebastian S.* (27) wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung vor dem Schöffengericht verantworten. Der erste Verhandlungstag brachte allerdings mehr Fragen als Antworten. „Ich habe ihn ganz normal gefragt, was mit meinem Geld ist. Er hat gesagt, Geld gibt es nicht. Da ist die Situation eskaliert“, berichtete Mirko M. Er räumte einen Schlag ins Gesicht des Opfers ein. Von einem gezielten Fausthieb könne keine Rede sein, auch nicht von einem Reizgasspray.

„Ich hatte zu Hause paar Bierchen getrunken. Dann habe ich mich entschlossen, Clemens C. zu besuchen. Den kannte ich seit ungefähr zwei Wochen“, erzählte Sebastian S. vor Gericht. Unterwegs habe er den Mitangeklagten Mirko M. getroffen, der sich sein Geld zurückholen wollte. „Dann ist alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen“, räumte er ein. „Mirko schubste und schlug Clemens. Ich versuchte, ihn zu beruhigen.“ Bei der Polizei behauptete der Angeklagte, er sei zum Tatzeitpunkt bei einem Kumpel gewesen. „Das war gelogen“, räumte er nun ein. „Ich wollte mit der ganzen Sache nichts zu tun haben.“

„Ich habe mir die 120 Euro von einem gewissen Stefan geborgt, nicht von Mirko, wie er behauptet“, stellte Überfallopfer Clemens C. klar. Stefans Nachnamen und seine Adresse kenne er nicht, kommuniziere mit ihm nur über das Netzwerk Facebook, da er beruflich oft unterwegs sei. In jener Nacht habe der Angeklagte Mirko M. ihn klar und deutlich gefragt: Was ist mit dem Geld von Stefan?

„Mirko M. drückte meinen Freund gegen die Wand, würgte ihn und haute ihn dann mit der Faust ins Gesicht. Sebastian S. versuchte, mir das Mobiltelefon aus der Hand zu schlagen, als ich die Polizei rufen wollte“, schilderte die Freundin des Überfallenen im Zeugenstand. Wem ihr Gefährte tatsächlich Geld schuldete, vermochte sie nicht zu sagen. Die Verhandlung wird am 7. Juni mit der Vernehmung des wichtigen Zeugen Stefan fortgesetzt. Dann könnte auch das Urteil gesprochen werden. (*Namen geändert) Hoga

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