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Aus dem GERICHTSSAAL: Rabiate Schuldeneintreiber?

Vermeintliches Opfer wird zum nächsten Termin von der Polizei vorgeführt

Stand:

Wettschulden sind Ehrenschulden und wer nicht pünktlich zahlt, dem geht es an den Kragen. So jedenfalls dachten wohl Kai K.* (30) und Manuel M.* (28). Enrico E.* hatte eine Wette verloren und schuldete Manuel M. 50 Euro. Die Hälfte zahlte er nach mehreren Mahnungen, den Rest blieb der Potsdamer seinem Wettpartner schuldig. Am 20. Juni vorigen Jahres rief Manuel M. den Säumigen an, um Tacheles zu reden. „Aber er beschimpfte mich als Suffi. Da bin ich mit Kai hin, um die Sache zu klären“, erzählte Manuel M. gestern vor Gericht. Hier musste er sich wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung, Nötigung sowie Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten. Laut Staatsanwaltschaft soll das Duo am frühen Abend in der Wohnung von Enrico E. Am Stern aufgetaucht sein, den Mann zusammengeschlagen, den am Boden Liegenden getreten und ihm eine Bierflasche über den Kopf gezogen haben. Danach – so die Anklage – hätten die Angreifer die Stereoanlage aus dem Wohnzimmer abgebaut, in Tüten verpackt und samt drei Handys mitgenommen. Die alarmierte Polizei stellte Kai K. und Manuel M. wenig später am Keplerplatz. Die Beamten fanden neben der Beute bei Manuel M. ein verbotenes Butterflymesser mit einer Klingenlänge von zehn Zentimetern. Das Opfer wurde durch den Übergriff erheblich verletzt und musste in der Rettungsstelle des Bergmann-Klinikums versorgt werden.

„Ich habe Enrico mit der Faust geschlagen, aber nicht getreten. Das würde ich bei einem, der am Boden liegt, nie machen“, versicherte Manuel M., bestritt auch die Attacke mit der Flasche. „Zuerst haben wir uns ganz normal unterhalten. Er hat uns sogar ein Bier angeboten. Dann hat er mich geschubst. Es kam zu gegenseitigen Handgreiflichkeiten. Sein Kumpel Kai K. hat sich daran nicht beteiligt“, so der Hartz IV-Empfänger. „Er hat mich sogar noch zurückgehalten. Allerdings hat er die Stereoanlage abgebaut. Wir wollten sie aber nicht behalten. Sie sollte als Pfand dienen“, beteuerte Manuel M. „Sobald Enrico die restlichen 25 Euro gezahlt hätte, hätte er sie wiederbekommen. Von den verschwundenen Handys weiß ich nichts.“

„Enrico wollte kein Geld rausrücken. Da haben sie ihn erst gehauen, dann die Stereoanlage eingepackt. Einen Schlag mit einer Flasche habe ich nicht gesehen“, berichtete Marion M.* (48). „Aber er war blutig im Gesicht.“ Die Frau weilte an jenem Abend zu Besuch bei dem vermeintlichen Schuldner, hatte bis zum Eintreffen der ungebetenen Besucher eineinhalb Flaschen Goldbrand mit ihm geleert. Leider blieb Enrico E. dem gestrigen Termin unentschuldigt fern. Das Gericht unterbrach die Verhandlung bis zum 12. April. Dann wird er von der Polizei vorgeführt. Denn ohne seine Aussage kann es kein Urteil geben. (*Namen geändert.) Hoga

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