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Aus dem GERICHTSSAAL: Rache- durstige Zeugen Anklage platzte wie

eine Seifenblase

Stand:

Die Anklage hat es in sich. Amir A.* (29) aus Bosnien-Herzegowina soll am 25. November 2008 in ein Stahnsdorfer Einfamilienhaus eingebrochen sein, dort zwei Laptops, einen DVD-Camcorder, zwei Digitalkameras, Schmuck und eine DVD-Kollektion im Gesamtwert von rund 5000 Euro gestohlen haben. Außerdem – so der Staatsanwalt – habe er im August 2009 zwei minderjährige Mädchen einer bosnischen Großfamilie zu sexuellen Handlungen an sich aufgefordert, wenig später per SMS gedroht, ihr Wohnhaus Am Schlaatz mit einer Bombe in die Luft zu jagen, um sie zu verbrennen.

Für die Einbrüche – auch den am 25. November 2008 – sei er im August vom Landgericht bereits zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden, stellt Amir A. vor dem Schöffengericht klar. Sein damals mitangeklagter Landsmann Hakia H.* galt als Kopf einer Bande, die vorwiegend Einfamilienhäuser im Umland heimsuchte. Er erhielt eine Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten. Amir A. machte im Prozess reinen Tisch, belastete Hakia H. schwer. Jetzt vermutet er, dessen Familie wolle ihn aus Rache dafür ebenfalls hinter Gitter bringen.

„Ich habe keine SMS geschickt“, versichert Amir A. In der Tat führten die polizeilichen Ermittlungen in dieser Sache ins Leere. „Und ich habe die beiden Mädchen auch nicht belästigt.“ Die Mädchen – inzwischen 14 und 15 Jahre alt – sind Tochter und Nichte von Hakia H. Im Zeugenstand können sie sich zuerst nicht an die belastenden Aussagen erinnern, die sie bei der Polizei machten. Auf mehrfache Nachfrage der Schöffengerichtsvorsitzenden Birgit von Bülow erklärt die Jüngere: „Ich habe Amir als Hurenbock beschimpft. Da hat er mich Schlampe genannt. Er hat meinen Vater durch Lügen in den Knast gebracht.“ Kein Wort von vermeintlichen Aufforderungen, ihn oral zu befriedigen und angedrohten Schlägen, falls sie nicht tue, was er wolle. Die Ältere behauptet, Amir habe mit den Beleidigungen begonnen. „Ich habe zurückbeleidigt.“ Auch die Aussagen weiterer Mitglieder der Großfamilie bringen keine Klarheit in das vermeintliche Geschehen. Sie zeigen allerdings eine eindeutige Tendenz, den Angeklagten zu belasten. „Ich denke schon, dass Amir A. schuld am Gefängnisaufenthalt meines Mannes ist“, meint die Ehefrau von Hakia H. Mehr will sie nicht sagen.

„Ich habe nichts gemacht“, bekräftigt Amir A. in seinem letzten Wort. „Ich bin auf Bewährung draußen, habe Frau und Kind. Ein zweites ist unterwegs.“

„Die Sache kann so nicht stattgefunden haben“, befindet die Vorsitzende. „Die Aussagen der Zeugen waren derart schwammig, dass ein Freispruch der einzig tragfähige Schluss ist. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga

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