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Aus dem GERICHTSSAAL: Rad-Werfer zu Geldstrafe verurteilt

„Ich habe das Fahrrad weggeworfen. Aber nur, weil ich wütend war.

Stand:

„Ich habe das Fahrrad weggeworfen. Aber nur, weil ich wütend war. Treffen wollte ich keinen damit. Und Scheiß-Antifa habe ich nicht gerufen. Das war jemand anderes“, betonte Jan W. gestern vor Gericht. Das schenkte ihm keinen Glauben, verurteilte den Zwanzigjährigen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je fünf Euro. Zahlt der künftige Metallbearbeiter diese Summe nicht, wandert er für drei Monate ins Gefängnis.

Jan W. soll in der Nacht des 4. September vorigen Jahres in Höhe des Filmmuseums aus einer Gruppe dunkel Gekleideter heraus „Scheiß Antifa“ gerufen und versucht haben, sein BMX-Rad gegen den Rücken des Potsdamer Jung-Politikers Daniel P. zu schleudern. Der konnte ausweichen und wurde nur leicht am Ellenbogen gestreift.

„Norbert M. und ich wollten die Friedrich-Ebert-Straße überqueren. Da fielen uns auf der gegenüberliegenden Seite vier vermummte Gestalten mit Fahrrädern auf“, berichtete Daniel P. (22) im Zeugenstand. „Wir haben erkannt, dass das Nazis waren.“ Die beiden Studenten – sie engagieren sich in der PDS-nahen Jugendorganisation „solid“ – waren auf dem Weg zum Hauptbahnhof. „Norbert trug ein T-Shirt mit der Aufschrift Socialist. Da haben sie ihn wohl als Linken identifiziert“, so Daniel P. „Ich war ganz normal gekleidet.“ Die Radfahrer seien an ihnen vorbeigefahren, wobei einer gestürzt sei. Daraufhin habe der Angeklagte sie zweimal angebrüllt: „Findet ihr das lustig?“ Dann habe er „Scheiß-Antifa“ geschrien und sein Rad in Richtung des Zeugen geschleudert.

„Das war eine bedrohliche Situation“, schätzte Norbert M. (21) vor Gericht ein. „Die vier Leute hatten Kapuzen auf und schwarze Tücher vor Mund und Nase, so wie man es aus schlechten Wildwest-Filmen kennt. Mir war schon klar, dass die an diesem Abend etwas vorhaben.“ Zunächst sei das Quartett allerdings an ihnen vorbeigeradelt. „Ich habe nicht bemerkt, dass einer hinfiel. Wir haben uns auch nicht darüber lustig gemacht.“ Dennoch sei einer aus der Gruppe auf sie zugekommen, habe besagtes Wort von sich gegeben und versucht, Daniel P. sein Rad in den Rücken zu werfen. „Das mit dem Fahrrad tut mir leid. Dafür entschuldige ich mich“, erklärte der Sonderschulabgänger, der sich laut eigenem Bekunden vor zwei Monaten von seinen rechtsextremen Freunden trennte. Hoga

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