Tandemmuseum in Potsdam: Radeln mit vier Pedalen

Mit einem Tandem die Stadt zu erkunden ist an sich nichts Neues. Schon im frühen 20. Jahrhundert waren die Fahrräder für zwei ein beliebtes Fortbewegungsmittel. Heute sind sie nur noch selten zu sehen. Mathias Neubert möchte diesen Umstand ändern – und eröffnete vor Kurzem ein Tandem-Museum inklusive Ausleihe in der Stadt.

Er wolle die Zweisitzer durch Rundfahrten und andere Aktionsangebote wieder zurück auf die Straßen und in das Gedächtnis der Potsdamer holen, sagte Neubert den PNN. Von Geocach-Spielen über Audioguide-Rundfahrten bis hin zu Stadttouren für Sehbehinderte sei alles möglich. Das Museum hat seit Anfang August geöffnet. „Tandems sind für jedermann. Der romantische Ausflug ist genauso möglich wie die sportliche Rennfahrt.“ Der Jungunternehmer hat sich in einem weißen Galerieraum des „Sans Titre“-Kunsthauses in der Französischen Straße einquartiert. Dort sind auch die Tandems in einer Reihe aufgestellt. Die Fahrräder sind sehr alt, doch kürzlich restauriert worden. „Die ältesten Räder sind Baujahr 1928“, sagt Neubert sichtlich stolz.

Für Fahrräder konnte er sich schon immer begeistern. Insbesondere die Tandems wuchsen ihm aber ans Herz. Mit dem Ziel, ein eigenes Tandem zu restaurieren, starteten Neuberts Unternehmungen mit den zweirädrigen Oldtimern. Zwei Jahre lang schraubte der 31-jährige Kaufmann an seinen Raritäten herum, bis sie schließlich fahrtauglich waren. „Das technische Know-how habe ich von einem befreundeten Fahrradhändler erlernt“, sagt er. Mittlerweile zählt die stolze Sammlung des Potsdamers 21 Drahtesel. Viele Stunden verbrachte er damit, die Räder und Einzelteile im Internetauktionshaus eBay zu ersteigern. Schließlich kam dem Tüftler die Idee zum Geschäftsmodell, ein Tandem-Museum zu eröffnen und die Ausstellungsstücke für diverse Zwecke zu vermieten. „Meine Freunde haben mich immer ermuntert, den großen Versuch zu wagen, und ich bin froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe“, sagte er.

Auch der Name für sein neues Geschäft war schnell gefunden. „Tandemtours“ heißt Potsdams mobiles Museum. Mobil ist es, da Neubert die Schmuckstücke seiner Sammlung – die fast 90 Jahre alten Räder – mit verschiedenen Abbildungen, Geschichten und Hintergrundinformationen in einem alten Pferdeanhänger verstauen und überall hinfahren kann. Dabei ist das Museum selbst nur eines von vielen Standbeinen. „Tandems sind so vielseitig“, erklärt Neubert. „Teambuilding für Firmen, Geocaching für Geburtstage, Erlebnistouren und Tourismusrundfahrten, alles ist möglich“, sagt er.

Um seinen Traum eines rollenden Tandemgeschäfts zu verwirklichen, versucht der Jungunternehmer ständig, seine Kontakte zu erweitern. Und natürlich wären noch zusätzliche Räder hilfreich. Eine weitere Idee versucht Neubert mittels der Crowdfunding-Plattform „Startnext“ zu verwirklichen. Sein Ziel ist es beispielsweise, durch private Spender eine kostenlose Rundfahrt für Sehbehinderte anzubieten.

„Für eine Tandemfahrt muss man keine besonderen Fähigkeiten mitbringen“, sagt Neubert. So könne man sich bei einer Probefahrt davon überzeugen, dass das Fahren an sich kaum eine Umstellung bedeutet. Der Wendekreis der 35 Kilo schweren Doppelräder sei natürlich größer als bei üblichen Einsitzern. Und die Person auf dem hinteren Sattel müsse sich erst einmal daran gewöhnen, nicht lenken zu können, doch man gewöhne sich sehr schnell daran.

Wer die vielen Möglichkeiten der Oldtimer auf zwei Rädern austesten will, kann sich auf der Internetseite www.tandemtours.de informieren und für verschiedene Touren durch die Landeshauptstadt anmelden.

Eine Probefahrt von einer Stunde gibt es bereits für fünf Euro, eine Rundfahrt mit einem persönlichen Tourguide kostet 35 Euro. Dann könne das Paar auch schon alles aus den Rädern mit zwei Satteln herausholen. Torben Lehning

Torben Lehning