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Auf den Fußweg damit. Radlader haben gestern den Schnee auf den Parkplätzen der Charlottenstraße auf den Gehweg geschichtet. Anderenorts wird der Schnee von den Straßen auf einen speziellen Lagerplatz gebracht.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Radlader bringen Schneemassen weg

Stadt: Gehwege müssen von Hauseigentümern geräumt werden / Kleines Lob vom Behindertenverband

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Eis und Schnee sorgen für erhitzte Gemüter: Einen Tag nach der Auswertung des Winterdienstes am schneereichsten Wochenende der vergangenen Jahre ist ein Großteil der Straßen in Potsdam weiterhin nicht oder nur ungenügend geräumt. Krankenwagen könnten das Zentrum für Altersmedizin in der Weinbergstraße wegen der Schneedecke auf der Straße nicht mehr anfahren, sagte Dagobert Parschat vom Krankenhaus. Zudem hat die Polizei am Montag den unfallreichsten Tag auf Potsdams Straßen in diesem Jahr registriert. Zahlreiche Autofahrer sind in den nicht geräumten Parkbuchten der Hauptstraßen stecken geblieben und Fußgänger rutschen auf schlecht geräumten Gehwegen aus. Alles in allem bewertete der zuständige Bereichsleiter der Stadtverwaltung, Norbert Praetzel, den Winterdienst in Potsdam auf einer Notenskala von Eins bis Fünf dennoch mit einer Drei – also als befriedigend. Er hatte am Montag darauf hingewiesen, dass die Hauseigentümer für die Räumung der Gehwege vor der Haustür verantwortlich sind und die Potsdamer dazu aufgerufen, ihrer Räumpflicht nachzukommen.

Scharfe Kritik am Winterdienst übten Mitarbeiter des Evangelischen Zentrums für Altersmedizin Potsdam. Das Krankenhaus in der Weinbergstraße könne seit Montag von Krankenwagen nicht mehr direkt angefahren werden, sagte Dagobert Parschat, Haustechnik-Leiter im Krankenhaus. „Patienten müssen auf der Straße aus den Fahrzeugen geholt werden, weil die Autos nicht auf das Grundstück fahren können“ – der Schnee am Straßenrand sei zu hoch, so Parschat. Beschwerden bei der Stadt führten am Montag zu keinerlei Hilfe, erst gestern fuhr ein Wagen der Winterreinigung durch die Straße – „aber an der Straßensituation hat sich kaum etwas geändert“, so Parschat empört.

Die Weinbergstraße gehört zu jenen etwa zehn Straßen, die laut Satzung gereinigt werden müssen, in denen die Räumfahrzeuge allerdings aufgrund parkender Autos am Wochenende nicht einfahren konnten. Das sagte Enrico Munder vom Winterdienst der Stadtentsorgung Potsdam. Er könne anhand von GPS-Daten belegen, wie, wann und wie oft die Einsatzfahrzeuge unterwegs gewesen sind. Er betonte, dass der Winterdienst seinen vertraglich vereinbarten Pflichten mit der Stadt nachgekommen sei.

Beim Behindertverband der Stadt hält sich die Kritik am Winterdienst in Grenzen: „Im Vergleich zum Vorjahr haben wir viel weniger Beschwerden von Behinderten gehört“, sagte Verbandsvorsitzende Nina Waskowski. Natürlich hätten Behinderte Probleme auf den Straßen und Gehwegen. „Vor allem Hand-Rollstuhlfahrer und Nutzer von Rollatoren kommen kaum durch den Schnee, auch Blinde haben größere Orientierungsschwierigkeiten“, so Waskowski. Andererseits würde der Winterdienst schnell auf Hinweise vom Behindertenverband reagieren. Rollstuhlfahrer hatten sich bei den PNN beschwert, dass ihnen an einer Haltestelle wiederholt die Tür nicht geöffnet worden sei.

Die Stadt hat seit Montag 22 Helfer zusätzlich im Einsatz, die Gehwege an Kreuzungen von Eis befreien. Zudem würde jetzt auch der Schnee in den Nebenstraßen geschoben, hatte Norbert Praetzel angekündigt. 366 der knapp 1100 Straßen in Potsdam werden laut Satzung im Winter von Schnee und Eis befreit, der Rest nur bei gefährlichen Situationen. Dies sei der Fall, so Praetzel. Wie lange es dauert, bis alle Straßen wieder gut befahrbar sind, blieb offen. Der städtische Abteilungsleiter erklärte, dass die Kosten für den Winterdienst zum Teil von den Potsdamern über Gebühren finanziert wird. Natürlich sei es möglich, einen kompletten Winterdienst in der Stadt zu organisieren. Dies würde allerdings fünf Millionen Euro kosten, so Praetzel. Das müsste der Gebührenzahler dann anteilig übernehmen.

Um mehr Effizienz beim Winterdienst zu erzielen, will die Stadt den Auftrag neu ausschreiben und Prioritäten vornehmen. So sollen Rad- und Gehwege künftig stärker geräumt werden. Dafür würden laut Praetzel nicht mehr 366, sondern eben nur noch 300 Straßen prioritär von Schnee befreit. Die Kosten für den Winterdienst splittete er wie folgt auf: vier Fünftel seien für das Vorhalten von Technik und Personal, ein Fünftel der Dienst auf der Straße. Letztes Jahr hat der Einsatz mehr als 800 000 Euro gekostet. jab/KG

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