
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: Radler haben Vorfahrt
Radverkehr soll sicherer werden / Umstrittene Neuordnung am Nauener Tor wird derzeit realisiert
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Aus den jüngsten tödlichen Fahrradunfällen zieht die Stadtverwaltung jetzt Konsequenzen zu Lasten der Autofahrer. In jenen Straßen, wo es zu wenig Platz für parkende Autos und einen parallel verlaufenden Fahrradschutzstreifen gibt, sollen die Stellplätze gestrichen werden. Das kündigte Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) am gestrigen Dienstag vor Journalisten an. Als erstes Beispiel nannte er die Friedrich-Ebert-Straße. In stadtauswärtiger Richtung soll zwischen Nauener und Alleestraße das Parken künftig nicht mehr erlaubt sein, weil andernfalls ein markierter Schutzstreifen für Radfahrer zu dicht an die Tramgleise heranreiche. Die Markierung des Radstreifens als „Vorzugsvariante“ der Bauverwaltung steht allerdings erst für 2012 auf dem Programm, weil, wie berichtet, zuvor die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) noch Leitungsarbeiten durchführen will.
In der Friedrich-Ebert-Straße hatte sich einer der beiden tödlichen Unfälle ereignet. Vor einem Monat war in stadteinwärtiger Richtung ein 49-jähriger Radfahrer verunglückt, als er gegen die plötzlich geöffnete Tür eines am Rand parkenden Kleintransporters gefahren war. Drei Tage später war er an seinen schweren Verletzungen gestorben. Laut Klipp wäre der Unfall vermeidbar gewesen. Eigentlich hätten Schutzstreifen in der Friedrich-Ebert-Straße bereits in diesem Jahr markiert werden sollen, so der Dezernent. Im Bauausschuss sei im Juni darüber diskutiert worden, unter anderem wegen der geplanten EWP-Maßnahme habe man das Vorhaben zurückgestellt. „Aus heutiger Sicht war das ein Fehler“, räumte Klipp ein. Der Beigeordnete will das Ordnungsamt dazu bewegen, der Polizei im Kampf gegen Parksünder beizuspringen. Wie berichtet, hatte die Polizei nach dem tödlichen Unfall in der Großbeerenstraße die Kontrollen verstärkt. Im Oktober war dort eine 33-jährige Frau gestorben, nachdem sie mit der geöffneten Tür eines Pizza-Lieferwagens kollidiert, gestürzt und von einem überholenden Auto überrollt worden war. Der Pizza-Wagen hatte verbotenerweise auf dem markierten Fahrradstreifen geparkt.
Neu ordnen will die Bauverwaltung noch in diesem Jahr den Radverkehr rund um das Nauener Tor. Die Veränderungen sind gravierend: Stadtaus- und stadteinwärts sollen Radfahrer künftig durch die seitlichen Torbögen des Nauener Tores fahren. Radler, die über die Mittelpromenade in der Hegelallee kommen und in Richtung Kurfürstenstraße wollen, werden nördlich am Tor vorbeigeführt. Die nötige Sicherheit sollen neue Radfahrerampeln gewährleisten, die zum Teil bereits aufgestellt worden sind. Im Bauausschuss hatte die neue Verkehrsführung für Radfahrer am Nauener Tor allerdings im Sommer für Kritik gesorgt. Insbesondere die Regelung, Radler direkt durch das Tor fahren zu lassen, wurde als „gefährlich“ eingestuft. Klipp und Potsdams Fahrradbeauftragter Axel Dörrie versprechen sich das Gegenteil – mehr Sicherheit. Nicht zuletzt, weil sich Radfahrer und Fußgänger von wenigen Ausnahmen abgesehen den vor allem im Sommer belebten Platz nicht mehr teilen müssen.
Eine Million Euro hat die Stadt in diesem Jahr für die Erneuerung von Radwegen ausgegeben. Insgesamt wurden neun Kilometer neue Schutzstreifen markiert, darunter Am Neuen Garten und in der Hebbelstraße. Letztere soll laut Dörrie als Vorbild dienen: 1,50 Meter ist der Schutzstreifen breit plus 50 Zentimeter Abstand zu den parkenden Autos, um „Türunfälle“ zu vermeiden. Nach diesem Muster soll 2011 auch der Radstreifen in der Großbeerenstraße erneuert werden. Außerdem plant die Verwaltung 2011 die Erneuerung des Radwegs in der historischen Lindenallee, die Golm mit dem Neuen Palais verbindet. An der Kreuzung Zeppelinstraße / Feuerbachstraße sind ebenfalls Verbesserungen geplant. Zudem soll die Zeppelinstraße stadtauswärts einen Schutzstreifen bekommen.
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