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Null Sicht, abschüssiger Weg und die schnellste Möglichkeit, vom Hauptbahnhof in die Innenstadt zu kommen. Unfälle sind da vorprogrammiert.

© Andreas Klaer

Gefährliche Ecke am Stadtschloss: Radler und Fußgänger auf Kollisionskurs

Nach einem Unfall wird Kritik an dem gemeinsamen Fuß- und Radweg am Schloss laut.

Stand:

Potsdam – Der neu gestaltete Weg vor dem Landtagsschloss stellt für Fußgänger und Radfahrer ein Sicherheitsrisiko dar. Davor warnen der Potsdamer Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC), aber auch Stadtpolitiker und Bürger. Die Stadtverwaltung will noch nicht reagieren und die Situation zunächst weiter beobachten.

Wie berichtet ist vor dem neuen Landtagsschloss an der Friedrich-Ebert-

Straße Mitte Oktober ein gemeinsamer Rad- und Fußgängerweg freigegeben worden. Ulf Hildebrand, Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Potsdam, hat sich die Situation angesehen. Den PNN erklärte er auf Anfrage: „Wenn die Hochsaison für Touristen beginnt, dürfte es gefährlich werden.“ Auf dieser Strecke würden Fußgänger verständlicherweise gerne flanieren und wären durch das Stadtschloss abgelenkt, glaubt Hildebrand. Man könne daher nicht erwarten, dass sie währenddessen auf entgegenkommende Radfahrer achteten. „Speziell für Radfahrer, die von der Langen Brücke in Richtung Filmmuseum fahren, ist die Sicht an der Ecke des Landtags auf den Weg dahinter stark eingeschränkt.“ Daher müsse der Radweg zumindest markiert werden, fordert Hildebrand.

So sieht es auch Ellen Chwolik-Lanfermann vom Innenstadtverein „Freies Tor“. Speziell Fußgänger müssten einen geschützten Bereich erhalten, sagt die Richterin. Sie erinnert daran, dass es auf dem Steckenabschnitt bereits Unfälle gegeben hat. Am 30. November wurde dort eine 76 Jahre alte Rentnerin von einem Radfahrer angefahren und brach sich beim Sturz ihre Schulter. „Es ist schade, dass erst so ein schwerer Unfall passieren muss, um das Bewusstsein dafür zu wecken, dass so eine Straßenmarkierung nötig ist“, sagt Chwolik-Lanfermann.

Schon während des Landtagsbaus war die Stelle eine Gefahrenquelle – Radfahrer hatten in der Zeit die Trambahngleise in Richtung Friedrich-Ebert-Straße als Abkürzung genutzt. Während der Freigabe des neuen Weges hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) noch betont, wie gefährlich dies gewesen sei: „Das war nun sechs Monate lang eine besondere Gefahrenquelle. Wir sind froh, dass alles glatt gelaufen ist.“

Doch bei dem neuen Weg sieht die Stadtverwaltung keinen Handlungsbedarf und verteidigt die Planungen. „Der gemeinsam nutzbare Geh- und Radweg wurde unter hohen gestalterischen Anforderungen gestaltet – damit soll der ursprüngliche Raumbezug zwischen Stadtschloss und Lustgarten wieder erlebbar gemacht werden“, sagt Stadtsprecher Markus Klier. Eine Trennung des Abschnittes für Radfahrer und Passanten sei in naher Zukunft nicht geplant. „Es gilt wie überall das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme“, sagt Klier. Die Situation werde beobachtet – nur bei Bedarf würden Maßnahmen ergriffen.

Dem hält Chwolik-Lanfermann entgegen, in der Realität sei Rücksichtnahme zu wenig verbreitet. Daher sei die Trennung von Fuß- und Radwegen wichtig, um gerade Radler zur Rücksichtnahme aufzufordern. Ähnlich äußerte sich ADFC-Mann Hildebrand: „Unter den Radfahren gibt es leider schwarze Schafe, die keine Rücksicht auf andere nehmen.“Nicolas Bauer, der für die Fraktion Die Andere im Stadtentwicklungsausschuss sitzt, äußerte sich ebenfalls: „Wenn Radfahrer von der Langen Brücke mit erhöhter Geschwindigkeit herunterfahren, bleibt ihnen an dieser Ecke kaum noch Zeit, auf Fußgänger zu reagieren“, sagte er. Es hielten sich nicht alle Radfahrer an die Grundregeln der allgemeinen Rücksichtnahme, so Bauer: „Das weiß doch jeder.“

Er kritisiert, dass die Stadt damit vor dem Landtag mehr Wert auf ein ästhetisches Stadtbild lege als auf die Sicherheit von Passanten. Bauer weiter: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder ein Unfall passiert, gerade wenn im Sommer noch mehr Touristengruppen unterwegs sind. Es herrscht Handlungsbedarf.“ (mit HK)

Lukas Berg

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