Landeshauptstadt: Rap vor dem Rathaus
400 Jugendliche demonstrierten mit Musik und guter Laune für mehr Jugend- und Kultureinrichtungen
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„Es gibt zu wenige Proberäume für junge Bands.“ „Waschhaus und Lindenpark müssen erhalten bleiben.“ „Die Speicherstadt darf kein weiteres 100-prozentig durchgestyltes Gelände werden.“ „Freiräume für eine spannende Stadt“ oder auch „Kultur kostet Geld“ – mit Forderungen wie diesen machten Potsdamer Jugendliche gestern Abend auf ihre Situation aufmerksam. Mit der Schließung des „Spartacus“ in der Schlossstraße ist das letzte Club-Angebot für Jugendliche in der Innenstadt verschwunden. Etwa 400 junge Leute beteiligten sich an der von der Jugend selbst organisierten Demonstration durch die Innenstadt. Vor dem Stadthaus rappten sie dank einer starken Musikanlage Texte wie „Die Nacht ist mein Tag.“
Mitorganisator Patrick Hinz erklärte, Geld, das für Kultur und Angebote für die Jugend eingesetzt werden könnte, sei genug vorhanden. Er verwies auf das Stadtschloss-Projekt für „über 100 Millionen Euro“. Vier Millionen Euro seien für das gescheiterte Spaßbad am Brauhausberg verschwendet worden. „Da verschwindet das Geld der Stadt, das wir brauchen für Jugend- und Kultureinrichtungen“, so der 21-Jährige.
Der 25-jährige Demo-Mitorganisator Benjamin Bauer machte sich für den Erhalt des alternativen Jugendzentrums Archiv in der Leipziger Straße stark. Es sei zu befürchten, dass der Club verschwinden müsse, wenn in der nahen Speicherstadt erst „sehr reiche Menschen“ einziehen. „Die Stadt muss sich Gedanken machen“, so Benjamin Bauer, denn „die heutigen Jugendlichen sind die Bürger dieser Stadt von morgen“. Für einen langfristigen Mietvertrag für das Archiv sprach sich der Stadtverordnete Dirk Buchholz (Bürgerbündnis) aus. Der Kommunale Immobilien Service (KIS) habe einen entsprechenden Antrag seiner Fraktion abgelehnt mit der Begründung, es gebe bereits einen langfristigen Vertrag für die Betreiber. Buchholz bezweifelt dies. Frank Reich vom Landesverband Freier Theater Brandenburg e.V. sagte, es seien bei der Sanierung des Kulturstandortes Schiffbauergasse „intelligente Lösungen“ gefunden worden: „Nun muss dort Leben rein.“
Eine martialisch anmutende Polizeipräsenz und Taschenkontrollen am Zugang zum Lustgarten kritisierte der Fan-Betreuer von Babelsberg 03, Gregor Voehse, als „unnötiges Abschreckungsszenario“. Einsatzleiter Polizeioberrat Mathias Tänzer sagte, seine Jungs hätten „die Situation gut im Griff gehabt“.
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