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Zielstrebig nach vorne. Die American Footballer „Potsdam Royals“ sind vorzeitig Meister der Oberliga und spielen somit in der kommenden Saison in der Regionalliga.

© G. Pohl

Sport: „Rasenschach“ oder „Prügeltruppe“

Die American Footballer feiern den vorzeitigen Aufstieg und wiederholen damit ihre Erfolgsgeschichte

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Große, einige sehr bullige Männer treffen auf der Sportanlage an der Templiner Straße ein - dort, wo eigentlich die Potsdamer Sport-Union zu Hause ist. Aber wie Hockeyspieler sehen die jungen Sportler nicht aus. Sie gehen zum Umziehen auch nicht ins Klubhaus, sondern nach oben in die zweite Etage, in die alten Container, die vor rund 10 Jahren den PSU-Mitgliedern als Umkleide dienten. Mit Helm und Schulterpolster unter den Arm geklemmt laufen sie anschließend zum zweiten Kunstrasenplatz. „Wir sind ja froh, dass uns überhaupt einer auf seinem Platz trainieren lässt“, erzählt Michael Vogt, Headcoach der American Footballer. „Viele meinen, wir machen den Rasen kaputt, dabei ist bewiesen, dass wir nicht mehr Schaden anrichten als Fußballer.“ Derzeit bereitet sich der Oberliga-Tabellenführer auf sein Saisonfinale am 21. September vor.

American Football ist eine Sportart, die in Potsdam zwar sehr erfolgreich, aber nicht sehr bekannt ist. Seit 2005 wird sie in der Landeshauptstadt betrieben, damals noch als Abteilung beim SC Potsdam. Als die Potsdam Royals im Jahr 2010 den Aufstieg in die 2. Bundesliga schafften, machten sie sogar deutschlandweit auf sich aufmerksam. Da der Trägerverein jedoch aufgrund der hohen Reisekosten auf das Startrecht für die 2. Bundesliga verzichtete, wurde die Abteilung aufgelöst. Die Royals mussten von vorne anfangen.

„Aus einer Bierlaune heraus ist eine Woche später schon die Entscheidung gefallen, selber einen Verein zu gründen“, erzählt Vogt, der von Anfang an dabei ist. Aus dem bestehenden Förderverein wurde 2011 dann der American Football Potsdam Royals e.V. gegründet. Mit einer Herren- und einer Jugendmannschaft gingen sie an den Start. Und waren sofort erfolgreich. „Ich bin selber erstaunt darüber, wie gut alles lief“, so Vogt. „Viele gute Spieler sind nach der Auflösung in andere Vereine gegangen. Aber als es hieß, wir gründen einen neuen Verein, kamen fast alle wieder nach Potsdam.“ Die Mischung aus den erfahrenen Spielern, die schon einmal fast in der Bundesliga gespielt hätten, und den vielen neugierigen Neulingen sei laut Vogt das Erfolgsrezept. „Das Erfolgsstreben ist bei allen Spielern da. Außerdem zeichnet uns ein großer Zusammenhalt aus“, sagt der Trainer. Deswegen stehen die Potsdamer nicht unbegründet als Verbandsliga-Aufsteiger ungeschlagen an der Spitze der Oberliga und marschieren wie damals durch die Liga. Beim vergangenen Saisonspiel in Radebeul sind sie bereits vorzeitig Meister geworden und stehen damit als Aufsteiger in die Regionalliga fest.

„Unser Traum ist es natürlich, irgendwann mal in der Bundesliga zu spielen“, verrät der 34-jährige Trainer. „Aber dazu muss erst einmal das Umfeld passen.“ Das Potenzial sei da, aber ordentliche Trainingsbedingungen fehlten. Auf der Anlage an der Templiner Straße sind sie nur eingemietet, und der besandete Kunstrasenplatz sei auch nicht das Optimale für Sportler, die sich permanent hinschmeißen müssen. Ihre Heimspiele können sie aufgrund der Verletzungsrisiken dort nicht austragen. „Die Spieler entwickeln gewisse Abwehrhaltungen, um nicht hinzufallen und offene Wunden zu riskieren“, erklärt der Football-Spezialist.

Die Mannschaft, die aus über 50 Männern im Alter von 19 bis 41 Jahren besteht, trainiert zweimal in der Woche. Erst in kleineren positionsspezifischen Gruppen, dann als Mannschaft zusammen. „American Football ist ein körperbetonter, sehr taktisch geprägter Sport. Manche sagen, es sei Rasenschach, andere meinen, da kloppen sich zwanzig Leute. Irgendwo dazwischen liegt wohl die Wahrheit“, versucht Vogt die Faszination seines Sports zu erklären.

Ihre Heimspiele tragen die Royals auf dem Naturrasenplatz im Sportpark Geltow aus. Dieser liegt für die wöchentlichen Trainingseinheiten jedoch zu weit außerhalb von Potsdam. „Bis zu 300 Zuschauer kommen zu jedem Heimspiel“, erzählt Michael Vogt. „Wir versuchen meist ein kleines Familienfest rund um unsere Spielen zu veranstalten mit Hüpfeburg und Kinderschminken. Der Grill wird angeschmissen und Getränke werden verkauft.“ Den Saisonabschluss bildet am Samstag, dem 21. September, das Heimspiel gegen die Chemnitz Crusaders. „Natürlich wollen wir ungeschlagen bleiben und auf jeden Fall gewinnen“, sagt der Coach. Kick-off ist um 16 Uhr.

Luisa Müller

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