MEINE Woche: Rastlos
Hektik pur! Ohne die Möglichkeit meine Gedanken zu sortieren, schreite ich jeden Tag im Eiltempo Berg auf und Berg ab.
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Hektik pur! Ohne die Möglichkeit meine Gedanken zu sortieren, schreite ich jeden Tag im Eiltempo Berg auf und Berg ab. Per Fahrrad geht es am frühen Morgen vorbei am Fuße des Landtags über die Havel in das Herz der Stadt zum Praktikum, während bereits am Nachmittag das Training meiner jungen Fußballgruppe auf mich wartet und am Abend die Paletten voller Alkohol bereitstehen, um in die Regale eines Supermarktes geräumt zu werden. Trotz voller Tagesplanung ohne Atempause warten aber schon die nächsten Aufgaben auf die perfekte Lösung: Für das Studium in einer fremden Stadt suche ich eine Wohnung und der Stundenplan muss auch gemacht werden.
Die Erde scheint sich immer schneller zu drehen und so ist es durchaus logisch, dass der Geschwindigkeitsrausch nicht nur den technischen Fortschritt und die Nachrichtenwelt erfasst, sondern auch mich selbst. Die Europa-Krise spult sich beiläufig durch meinen Kopf, während die japanische Atomkatastrophe und die afrikanische Hungersnot schon wieder Schnee von gestern sind. Aber Gott sei Dank: Meine Uhr piept schon wieder, um weitere Gedankengänge nicht zuzulassen, und ich rase stattdessen weiter zum nächsten Termin bei der Bank – wegen meines Jungenkontos. „Wenn man einen hohen Berg bestiegen hat, stellt man fest, dass es noch viele andere Berge zu besteigen gibt“, sagte einmal der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela. Sich an der Spitze eines hohen Berges umzuschauen und die anderen Berge wahrzunehmen, erfordert allerdings ein gewisses Maß an Ruhe, in der ja bekanntlich die Kraft liegt – damit auch ich die schönen Ecken Potsdams demnächst mal wieder entdecken und genießen kann.
Hendrik Jaschob, 22 Jahre alt, ehemaliger Schüler der Peter-Josef Lenné-Gesamtschule, studiert ab Oktober Politikwissenschaften an der Universität in Jena.
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