Sport: Ratlos, nicht kopflos
Robert Bartko und die deutschen Bahnradfahrer enttäuschten in Peking
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Vom Jetlag geplagt und mit einer starken Erkältung, die die Stimme nahezu lahmlegte: Irgendwie passte der gestrige Zustand Robert Bartkos zu dem, was am Wochenende im Reich der Mitte über die Bühne gegangen war. Mit großen Erwartungen waren die deutschen Bahnradsportler beim Weltcup in Peking an den Start gegangen – mit enttäuschten Gesichtern mussten sie die neue Olympia-Bahn verlassen. Der ansonsten so ruhmreiche Bahn-Vierer mit dem Potsdamer Bartko, mit Daniel Becke und Patrick Gretsch aus Erfurt und dem Berliner Henning Bommel kam nur auf den enttäuschenden elften Platz. In der Einerverfolgung wurde Bartko sogar nur Zwölfter.
Für eine Analyse war es gestern noch zu früh. „Ich muss mich erst einmal sammeln“, sagte Bartko. „Zurzeit weiß ich überhaupt noch nicht, woran es gelegen hat. Wir haben uns bestens vorbereitet wie in den Vorjahren auch. Aber irgendwie hatten wir alle einen Hänger.“ Und zwar einen nicht unbedeutenden. Durch die verpatzte Olympia-Generalprobe müssen die deutschen Bahnradfahrer nun nämlich sogar um das Olympiaticket für den Bahn-Vierer bangen.
„Trotzdem sollten wir nicht kopflos werden“, sagt der Olympiasieger von 2000. „Schließlich können wir ja noch bei den Weltcups in Los Angeles und Kopenhagen, aber auch bei den Weltmeisterschaften Boden gut machen.“ Leicht, so gesteht er sich allerdings auch ein, werde dies nicht. Nach einem verpatzten Start werde das Ganze immer auch zu einer Kopfsache. „Aber da sollten wir Profis genug sein, um das hinzubekommen.“
Vorerst soll die angeschlagene Sportlerseele im Trainingslager auf Mallorca kuriert werden. Nach einer langen Bahnphase wollen die Männer auf der Ferieninsel wieder „Grundlage reinbringen“, analysieren und ein wenig abschalten. Dann soll die „Ratlosigkeit“, von der Bartko gestern noch sprach, auch überwunden sein. Bei seinem neuen Bahnrad, das vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin hergestellt wurde, sucht der 31-Jährige indes nicht die Schuld. „Das ist perfekt auf mich zugeschnitten. Ich glaube aber, dass Peking der falsche Zeitpunkt war, um es schon einzusetzen.“
Beim Sechs-Tage-Rennen in Berlin würde er das Hightech-Gerät gern zum Einsatz bringen. Die Verhandlungen mit dem Veranstalter gestalten sich schwierig, das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen. Einerseits gab es Diskussionen um die Finanzen, auf der anderen Seite wollte ihm das Management nicht seinen Wunschpartner an die Seite stellen. Mit dem Niederländer Iljo Keisse gewann Bartko in dieser Saison bereits zwei Sixdays, nun aber sollte er mit Andreas Beikirch starten. „Das kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Bartko. „Denn für die sportliche Seite, aber auch für die gesamte Veranstaltung wäre das sehr wertvoll gewesen.“
Henner Mallwitz
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