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Aus dem GERICHTSSAAL: Rätsel um Brief mit 20 000 Euro Freispruch vom Vorwurf der Unterschlagung

Ein verschwundener Briefumschlag mit 20 000 Euro Bargeld und vier Goldmünzen im Wert von 2500 Euro beschäftigte am gestrigen Mittwochvormittag das Amtsgericht. Laut Anklage sollte Axel A.

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Ein verschwundener Briefumschlag mit 20 000 Euro Bargeld und vier Goldmünzen im Wert von 2500 Euro beschäftigte am gestrigen Mittwochvormittag das Amtsgericht. Laut Anklage sollte Axel A.* (63), Geschäftsführer eines Potsdamer Dienstleistungsunternehmens, das Kuvert samt diversen Unterlagen vorübergehend für seinen langjährigen Freund Bruno B.* aufbewahren. Denn dem saß die Steuerfahndung im Nacken. Als Bruno B. sein Eigentum Anfang Januar 2012 zurückforderte, soll Axel A. behauptet haben, den Umschlag längst an den Sohn des Freundes übergeben zu haben. Im Übrigen habe er nicht gewusst, was in dem dicken Brief gewesen sei. Das wurmte Bruno B., der noch heute auf Geld und Gold wartet. Er zeigte Axel A. wegen Unterschlagung an.

Die konnte dem Geschäftsführer nach Abschluss der Beweisaufnahme nicht nachgewiesen werden. Das Urteil lautete zwangsläufig auf Freispruch. „Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass es so gewesen ist, wie es in der Anklage steht. Aber das Gericht muss dem Angeklagten seine Schuld zweifelsfrei nachweisen. Das konnten wir nicht“, sagte die Vorsitzende. Als Trostpflaster gab sie Bruno B. mit auf den Weg: „Sie haben immer noch die Möglichkeit, das Geld zivilrechtlich einzuklagen.“

Ob der inzwischen 78-Jährige damit Erfolg hätte, steht in den Sternen. Im Zeugenstand zeigte er sich zutiefst enttäuscht von Axel A., den er noch aus der Zeit kennt, „als er nicht höher als der Tisch war“. „Er meinte, wenn du das Geld absolut sicher deponieren willst, dann bringe es doch vorbei. Ich habe einen großen Tresor“, so der vermeintlich Geprellte. Das habe er am 20. Dezember 2011 im Beisein seines Sohnes getan. „Ich habe Axel gefragt, ob er nicht nachzählen will. Aber er winkte ab.“ Leider habe er sich keine Quittung geben lassen. „Ich hatte Vertrauen zu ihm“, erklärte der frühere Unternehmer.

„An diesem Abend war ich im Büro im Souterrain“, erinnerte sich die Lebensgefährtin des Angeklagten im Zeugenstand. Als die Männer weg waren, befanden sich ein Ordner und ein Briefumschlag auf dem Wohnzimmertisch.“ Beides habe Axel A. dann in den Zeitungsständer gelegt. Ende 2012 sei der Sohn von Bruno B. aufgekreuzt und habe Ordner und Umschlag mitgenommen.

„Ich habe den Umschlag samt Inhalt nie zurückbekommen“, parierte B. Junior. Allerdings habe Axel A. herumerzählt, er habe 20 000 Euro per Rubbellos gewonnen. Das Gericht hatte auch die ehemalige Sekretärin von Bruno B. geladen, der das Unternehmen bis 2012 mit seinem Sohn führte. Die heute 65-Jährige hatte noch ein Gespräch zwischen dem Angeklagten und ihren beiden Vorgesetzten im Ohr. „Herr A. sagte, ihr könnt mir das Geld bringen. Ich lege es in meinen Tresor. Ihr werdet jederzeit wieder rankommen.“ Während „einer fast handgreiflichen Auseinandersetzung“ mit dem Seniorchef habe Axel A. später behauptet, er habe das Geld längst zurückgegeben.

„Aus meiner Sicht hat sich der Tatvorwurf nicht bestätigt“, konstatierte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft letztendlich. „Ich habe keinen Grund, der einen Seite mehr zu glauben als der anderen.“ „Für mich steht nicht einmal fest, ob in dem Umschlag überhaupt Geld war“, setzte der Verteidiger noch eins drauf. (*Namen geändert) Hoga

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