zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Rätsel um Fundamente der Kirche Grabungen: Ab morgen Breite Straße schmaler

Innenstadt – Staugefahr besteht ab morgen in der Breiten Straße. Der Grund: Um die Fundamente des Garnisonkirchturms freizulegen, müssen zwei Fahrspuren gesperrt werden.

Stand:

Innenstadt – Staugefahr besteht ab morgen in der Breiten Straße. Der Grund: Um die Fundamente des Garnisonkirchturms freizulegen, müssen zwei Fahrspuren gesperrt werden. „Ich denke, die Beeinträchtigungen bleiben gering, denn es sind ja noch zwei Spuren befahrbar“, sagt Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam. Die Stiftung ist Bauherrin des Vorhabens. Die Arbeiten sollen bis zum 8. August dauern. Um an die Fundamente heranzukommen, sei eine umfangreiche Baustelleneinrichtung erforderlich. So müsse eine Spundwand gebaut und das aufsteigende Grundwasser ständig abgepumpt werden.

Die Fundamente, an denen die Firmen und Fachleute bereits seit vier Wochen graben, bergen noch zahlreiche Rätsel, besonders im Bereich des Turmes. Rätsel Nummer eins betrifft den genauen Standort des Turmes. Hier kommt es auf jeden Zentimeter an. Wegen des zu verändernden Straßenverlaufs verlautet aus der Stadtverwaltung: „Wir haben keinen Zentimeter Spielraum.“ Leinemann hofft daher, dass die Fundamentgrenze eher ein paar Zentimeter nördlich als in Richtung Straße verläuft. Wie unklar die Verhältnisse sind, zeigt die Gedenktafel, die der Verein Agaphi 1993 auf dem Gehweg verankert hat. „Hier stand die Kapelle der Garnisonkirche“, heißt es darauf. Doch die Platte befindet sich elf Meter westlich vom bereits aufgemauerten Eingangsbogen, der am Originalplatz stehen soll.

Rätsel Nummer zwei betrifft die Gründung. Steht das Ganze auf Pfählen oder auf Kalkstein oder ist es eine Kombination von beidem? „Darüber müssen weitere Grabungen und Bohrungen Aufschluss geben“, sagt Leinemann. Nach Meinung von Andreas Kitschke, Bauverantwortlicher der Garnisonkirchen-Fördergemeinschaft, könnte es ähnlich sein wie beim Fundament des verschwundenen Turms der Heiliggeistkirche, auf dem heute der Neubau der Seniorenanlage in der Burgstraße steht. „Da gibt es keine Pfahlgründung; als das damals festgestellt wurde, waren alle erstaunt“, erinnert sich Kitschke. Die Fundamentsteine könnten demnach auf einer Kalksteinbasis aufgemauert sein. Laut Leinemann kalkuliert die Planungsgemeinschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche die Möglichkeit ein, dass neben Kalksteingeröll zusätzlich Holzpfähle eingebracht wurden. Laut Kitschke sei es schwierig, mittels Bohrungen eine Pfahlgründung nachzuweisen.

Rätsel Nummer drei und die für den Wiederaufbau entscheidende Frage ist: Reicht die Tragfähigkeit der alten Fundamente für den mächtigen Kirchturm heute noch aus? Leinemann zeigt auf die freigelegten Ziegelsteine und sagt: „Die können Sie zum Teil mit den Fingern zerbröseln.“ Der Stiftungsvorstand hat nur geringe Hoffnung, dass ähnlich wie beim Fortunaportal das neue Mauerwerk direkt auf die historischen Steine aufgemauert werden könne. „Um zu ermitteln, ob die Fundamente die enorme Last eines 88 Meter hohen Turmes tragen, müssten die Fundamente gleichsam zerstört werden“, sagt er. Auf keinen Fall aber würden die alten Steine herausgenommen. Es müsse für die Gründung eine neue Lösung gefunden werden. Kitschke erinnert daran, dass der Eingangsbogen ebenfalls nicht auf dem Original-Fundament steht. Vielmehr ruht er auf einer 80 Zentimeter dicken Stahlbetonplatte. Auf die offenen Fragen gibt es spätestens im September gesicherte Antworten. Dann solle das fachliche Gutachten zum Fundament vorliegen.

Bekanntlich soll der Garnisonkirchturm bis 2017 für rund 40 Millionen Euro aufgebaut werden. Der Grundstein wurde 2005 gelegt. Die Stiftung Garnisonkirche schätzt die Kosten für den gesamten Wiederaufbau auf rund 100 Millionen Euro, die aus Spenden finanziert werden sollen. Bislang seien rund drei Millionen Euro Spenden eingegangen, darunter zwei Millionen Euro Zuwendungen des Landes aus ehemaligem DDR-Parteivermögen.

Unterdessen ist die evangelische Kirche bemüht, die am 26. Juni eingeweihte provisorische Kapelle, die vor der nördlichen Fundamentgrenze des alten Kirchenschiffes steht, mit Leben zu erfüllen. Pfarrerin Juliane Rumpel zelebrierte am Samstag um 18 Uhr einen ersten evangelischen „Wochenschluss-Gottesdienst“. Die Beteiligung war gering. „Wir brauchen einen langen Atem“, sagt Rumpel zur geplanten wöchentlichen Weiterführung der Reihe, in der sie die Ereignisse der jeweiligen Woche aus kirchlicher Sicht Revue passieren lässt.

Günter Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })