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Landeshauptstadt: Ratten-Eldorado an der Havelbucht

Die Neustädter Havelbucht kämpft seit Jahren mit Ratten. Jetzt ist Gesundheitsamt erneut alarmiert

Von Eva Schmid

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Am Wasser zu wohnen klingt verlockend, ja nahezu idyllisch. Doch leider trügt das Idyll, es kippt manchmal sogar ins uferlos Eklige: Im „Ratten-Eldorado“ an der Havelbucht sollten die Anwohner lieber in die Luft schauen, anstatt auf die Uferpromenade. „Jetzt am Sonntag waren wir spazieren bei schönstem Sonnenschein in der Havelbucht“, erzählt der 69-jährige Felix Hopp, ein Anwohner aus der Breiten Straße 22. „Da haben wir direkt an unserem Haus wieder zwei bis drei Ratten entdeckt. Also, wenn hier auf den Mittag schon Ratten laufen!“, empört sich Hopp.

Die Rattenplage ist ein altbekanntes Problem: Nach Informationen von Stadtsprecher Jan Brunzlow gehöre die Havelbucht zu den Potsdamer Gebieten mit vermehrtem Rattenbefall. „Erst gestern wurde das Gesundheitsamt wieder über das erneut gehäufte Auftreten von Ratten informiert.“ Nach Informationen des Gesundheitsamtes sei die Ratte in Potsdam auch nicht mehr verbreitet als in vergleichbar großen Städten.

Die Bewohner aus der Breiten Straße, Kiezstraße und Auf dem Kiewitt sind an den täglichen Anblick der Tiere schon gewöhnt. Besonders oft tummeln sie sich im Bereich der Moschee, des historischen Pumpwerkes. Unterhalb davon ist ein asphaltierter Weg mit einem Eisengeländer, dahinter eine leicht abschüssige Steinmauer. Im Wasser schwimmt an dieser Stelle Gras und allerlei Müll: Glasflaschen, altes Plastik, eine Windel. „Wenn der Wind ungünstig steht, dann weht es hier den ganzen Dreck von der Havel in die Bucht“, erzählt ein Anwohner, der mit seinem Hund spazieren geht. Überhaupt sei der ganze Müll an der Uferpromenade daran schuld, so sind sich die Anwohner einig, dass die Havelbucht Lieblingsplatz für Ratten ist.

Die Müllstelle ist auch von allerlei Schwänen, Enten und Vögeln frequentiert. Sie suchen nach Essbarem. „Der Platz ist beliebt bei Familien, die hier die Vögel füttern“, erzählt der 72-jährige Rentner Manfred Tillack, der täglich mit seiner Frau am Ufer spazieren geht und dabei jeden Tag auch Ratten beobachtet.

Denn die bis zu 25 Zentimeter langen Tiere sind Nutznießer der gut gemeinten Entenfütterung. Die Plage sei besonders bei niedrigem Wasserstand extrem, denn dann würden die Tiere aus ihren Höhlen herauskommen. Das sei dann das reinste Ratten-Eldorado, so Tillack weiter.

Doch ein Schild, das das Füttern verbietet, findet sich weit und breit nicht. Laut Stadtordnung, erklärt der Stadtsprecher, sei das Füttern generell verboten – „leider wissen das viele Potsdamer eben nicht.“

Die Rattenplage ist nicht nur den Anwohnern, sondern auch den Wohnungsunternehmen ProPotsdam und der Karl-Marx-Genossenschaft bekannt, die rund um die Bucht Mietobjekte haben. In diesem Jahr habe sich die Lage seit Beginn der Bauarbeiten für einen Mischwasserentlastungskanal verschärft, berichtet Verwalterin Ute Sievert von der Karl-Marx-Wohnungsgenossenschaft auf PNN-Anfrage. „Die Ratten wurden durch die Bauarbeiten aufgescheucht und suchen sich nun andere Plätze“, vermutet sie. In den Sommermonaten habe man über mehrere Wochen den Schädlingsbekämpfer engagiert und die Baumrabatte vor den Häusern vom Gestrüppdickicht, das als gutes Versteck für Ratten dienen kann, befreit.

Auch die Sprecherin der ProPotsdam, Jessica Beulshausen, bestätigte Probleme mit Ratten in den Objekten Am Kiewitt in diesem Juli. Die Schädlingsbekämpfung sei jedoch sofort durchgeführt worden. Das erst neu erstellte Seniorenzentrum Havelpalais am Ende der Bucht hat laut Haustechniker Jürgen Otto keine Probleme: „Wir sind hier in Ufernähe, da haben wir sicherheitshalber Köder auf unserem Gelände ausgelegt“. Diese würden jedoch unberührt bleiben.

Gegenüber der Havelbucht befindet sich das Marktcenter. Ratten sind naturgemäß auch oft bei Müllresten. Das Marktmanagement war gestern für Anfragen nicht zu erreichen. Die Kundin Helga Braun hat erst vor drei Wochen eine kleine Ratte in der ersten Etage des Centers entdeckt. Sie habe dies dem Management auf den Anrufbeantworter gesprochen, bis Dienstagabend jedoch keine Rückmeldung bekommen. Auf die gestrige Meldung an das Gesundheitsamt muss die Stadt nun reagieren: Den Job des Rattenfängers wird eine Potsdamer Firma nun hoffentlich zeitnah erledigen.

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