Aus dem GERICHTSSAAL: Raubüberfall im Stern-Center
Familienvater wollte Finanzprobleme gewaltsam lösen
Stand:
15 000 Euro Schulden ließen in Falko F. (45, Name geändert) einen folgenschweren Plan reifen. Nur ein Raubüberfall – so glaubte der zweifache Familienvater – könne ihn retten. Als ehemaliger Sicherheitsmitarbeiter des Stern-Centers kannte er die Touren der Geldboten, wusste auch um die ungefähren Einnahmen der Geschäfte. Zweimal legte sich der Kehrmaschinenfahrer auf die Lauer, checkte sicherheitshalber noch einmal die genaue Zeit. Am 28. Oktober vorigen Jahres, um 18.25 Uhr, zückte er dann seine Schreckschusspistole, forderte den Kurier vor dem Real-Markt zur Herausgabe des Geldkoffers auf, in dem sich 74 300 Euro befanden. Der Bote regierte couragiert, warf dem Potsdamer einen Beutel mit Dokumenten ins Gesicht. Falko F. flüchtete quer durch den Einkaufstempel, fiel draußen über die eigenen Füße. Der Geldbote – den Koffer mit der erhofften Beute des Räubers fest in der Hand – rannte hinterher, hielt ihn bis zur Festnahme mit seiner Waffe in Schach.
„Ich dachte, es reicht, wenn ich sage: Überfall! Ich nahm an, der Geldbote würde den Behälter dann auf die Erde stellen“, erzählte der Angeklagte gestern vor dem Schöffengericht. Dass im Lauf der Schreckschusspistole noch eine Patrone steckte, sei ihm nicht bewusst gewesen. „Ich habe die Waffe vor Jahren erworben, sie dann in den Keller gelegt“, so der bisher nicht Vorbestrafte. „Ich hätte bestimmt nicht auf einen Menschen geschossen“, beteuerte er und entschuldigte sich bei dem als Zeugen geladenen Geldboten. Der ließ sich durch den Vorfall übrigens nicht sonderlich aus der Fassung bringen, versah schon am nächsten Tag wieder seinen Dienst.
„Meine Frau wusste nicht, wie hoch unsere Schulden wirklich waren“, berichtete der Angeklagte. „Als das zweite Kind kam, mussten wir in eine größere Wohnung ziehen. Wir brauchten neue Möbel. Und auf ein Auto wollte ich auch nicht verzichten.“ Als er dann verkürzt arbeiten musste, die Familie mit zwei Mieten im Rückstand war, habe er nicht mehr aus- noch ein gewusst. Inzwischen sei er bei der Schuldnerberatung gewesen, habe von der Stadtverwaltung ein Darlehen zur Tilgung der Mietschulden erhalten. „Und ich habe Aussicht, bald wieder eine Beschäftigung zu finden“, erklärte der inzwischen Arbeitslose.
Der Überfall war geplant, der Angeklagte habe bei der geringsten Gegenwehr seines Opfers aber sofort den Rückzug angetreten. Zudem war er von Anfang an geständig, befand das Gericht und verurteilte Falko F. wegen versuchten schweren Raubes in einem minder schweren Fall zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten auf Bewährung sowie 100 Sozialstunden. Hoga
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