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Landeshauptstadt: Rauchfuß gegen Rupprecht?

Potsdamer Helmholtz-Gymnasium kämpft weiter um Ganztags-Zulassung und Leistungsstützpunkt

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Innenstadt - Potsdams Elite-Gymnasium „Helmholtz“ geht auf Konfrontationskurs zur Bildungspolitik des Landes. In der Festrede zu seinem 60. Geburtstag rechnete Schulleiter Dieter Rauchfuß vor allem mit Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) und seinen jüngsten Entscheidungen ab. Rupprecht, der bis vor drei Jahren Schulleiter des konkurrierenden Humboldt-Gymnasiums war, hat sowohl den Antrag auf Einrichtung der Ganztagsschule sowie eines der sechs landesweiten Leistungsstützpunkte am Helmholtz-Gymnasium abgelehnt. „Dieser Fehler ist kaum zu korrigieren. Und wenn, dann nur mit einem großen Gesichtsverlust“, sagte Rauchfuß, früherer Oberstudienrat in Berlin, gestern in Anwesenheit des Bildungsministers. Pikant daran: Der Begabtenstützpunkt wurde ausgerechnet an Rupprechts ehemaliger Schule eingerichtet, die er nach dem Lockruf von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) im Herbst 2004 verließ.

Das Verhältnis zwischen Rupprecht und Rauchfuß gilt als angespannt – bereits seit 16 Jahren. Damals, Rauchfuß kam aus West-Berlin zu seiner ersten Schulleiterposition nach Potsdam und übernahm die EOS 1, suchte Rupprecht als stellvertretender Schulleiter einer Potsdamer Schule eine neue Herausforderung. Beinahe wären die beiden Mitstreiter geworden, denn Rupprecht wollte als Sportlehrer am Helmholtz-Gymnasium anfangen. Und Rauchfuß wollte Rupprecht als Sportlehrer haben. Doch das Schulamt hatte andere Pläne mit dem heutigen Minister – er sollte den Helmholtz-Konkurrenten übernehmen, die EOS 4, das heutige Humboldt-Gymnasium. Aus den einstigen Mitstreitern wurden somit Rivalen. „So ein bisschen ist davon bis heute geblieben“, sagte Rupprecht gestern. Immer ging es darum, welches der beiden Gymnasien den besseren Ruf und die besseren Angebote hatte und die bessere Entwicklung nahm. Rauchfuß aber fühlt sich von der Politik ausgebremst – vor allem seit Rupprecht Minister ist. „Wir hatten zwei Dinge zu schlucken“, so Rauchfuß, die in die Amtszeit von Rupprecht fielen: die Ganztagsentscheidung des Ministeriums als auch die Einrichtung des Begabtenstützpunktes in der Landeshauptstadt. Letzteres steht wohl unmissverständlich fest, beim Thema Ganztag hofft Rauchfuß noch auf die letzte Chance. Der dritte Antrag ist eingereicht, bevor das Programm Ende 2008 ausläuft. „Die Schule ist im Rennen“, sagte Rupprecht gestern auf Anfrage. Nicht mehr, nicht weniger. Er selbst habe Rauchfuß dazu ermuntert, sich erneut zu bewerben.

Rauchfuß wertet den Ausbau der Schule sowie die Genehmigung als elementaren Teil des gesamten Schulkonzeptes. Er kritisierte die Haltung der Landesregierung zu den freien Schulen. Eltern müssten immer mehr für Bildung bezahlen, obwohl dies eine staatliche Aufgabe sei. „Und wenn schon Privatschule, dann wenigstens ein fairer Wettbewerb“, so der Schulleiter. Dazu gehöre, dass man seiner Schule und anderen Gymnasien die Angebote wie Ganztag nicht länger verwehre. Faktisch jede Privatschule kann in Brandenburg Ganztagseinrichtung werden, während staatlichen Schulen in ihrem Streben danach reglementiert werden. Während andere Schulen immer wieder Geld aus dem Bundesprogramm bekämen, „müssen wir Eltern bitten, ein Sprachenlabor einzurichten“.

Rupprecht zeigte Verständnis für Rauchfuß: „Früher habe ich das auch anders gesehen als heute“, so der Minister. Heute wisse er, welche Rechte Privatschulen hätten. Doch selbst die Stadt hat Sanierung und Ausbau der Einrichtung immer wieder verschoben. Derzeit wird erneut geprüft, ob das Gymnasium für 15 Millionen Euro ausgebaut werden könnte. Vor 2011 rechnet keiner damit.

Der Geburtstag von Rauchfuß wurde gestern eine Bühne für die Lobbyarbeit der Schule, deren Schüler vor zwei Jahren das drittbeste Zentralabitur des Landes ablegten. Sie ist Europaschule, MiNT-Schule, bietet bilingualen Unterricht und die neuen Leistungs- und Begabungsklassen. „Helmhöltzer sind Edelhölzer“, sagt die städtische Bildungsdezernentin Gabriele Fischer daher. Sie selbst legte ihr Abitur an der EOS 1 ab. Seit dem hat sich die Schule entwickelt wie schon seit 1738 – „und ein Ende ist nicht in Sicht“, so Rauchfuß.

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