Landeshauptstadt: Raum für Lorbeer und Palmen
Östliche Pflanzenhalle der Orangerie wird ursprünglicher Bestimmung zugeführt
Stand:
Östliche Pflanzenhalle der Orangerie wird ursprünglicher Bestimmung zugeführt Von Erhart Hohenstein Bornstedt. Die Tausende Meter Aktenrücken sind verschwunden, die Regale ausgebaut: Nach sechs Jahrzehnten Nutzung als Archivdepot des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – zuvor Staatsarchiv – ziehen in die östliche Halle des Orangerieschlosses Sanssouci wieder die Pflanzen ein. Gestern wurde die leer geräumte, 103 Meter lange und 16 Meter breite Halle erstmals durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten vorgestellt. Mit mächtigen, nur zur Zierde eingebauten Säulen, einer Empore und Stuckdecke ist der Riesenraum in dem 1851 bis 1860 nach Plänen von Ludwig Persius errichteten Schlossbau nicht nur zweckbestimmt, sondern zudem äußerst attraktiv. Darauf wies die für die Orangerien zuständige Stiftungs-Mitarbeiterin Katrin Schröder hin. Er kann deshalb im Sommer auch für ausgewählte Veranstaltungen genutzt werden. Schon gestern tauchte ein Regiestab auf, der für eine Filmkomödie einen antiken Tempel als Kulisse sucht. Orangeriechef Hartmut Hiller sieht eher den praktischen Aspekt. Die mehr als 680 Kübelpflanzen, die jetzt dicht gedrängt in der westlichen Pflanzenhalle überwintern, werden endlich mehr Platz bekommen. Er habe den Rhythmus schon im Kopf, in dem er die rund 50 bis zu sieben Meter hohen und bis zu 140 Jahre alten Phönixpalmen, die Kanarischen Dattelpalmen, Hanf- und Zwergpalmen, 200 Lorbeeren, 100 Zitrusbäume, 25 echte und 30 Scheinmyrthen, Granatäpfel, Hahnenkammpflanzen, Oliven u.a. in den zwei Hallen aufstellen will. Mehr Raum ermöglicht außerdem, die Zahl der Kübelpflanzen zu vergrößern und damit Parkreviere wie den Sizilianischen Garten reicher auszustatten. Mindestens einmal monatlich sollen Führungen für das Publikum angeboten werden. „Die Besucher werden dabei eine historische Orangerie mit einem alten Pflanzenbestand erleben, in der mit traditionellen Methoden gearbeitet wird“, freut sich Hiller. „Das finden sie sonst kaum einmal in Deutschland.“ Auch die 150 Jahre alte Kanalheizung, die in der Westhalle nach wie vor zuverlässig arbeitet, soll im östlichen Pendant wieder in Betrieb genommen werden. Von der mit Holz beschickten Feuerstelle an der Rückwand der Pflanzenhallen aus gelangt die Warmluft durch Kanäle in die Hallen. Verschiedene Regulierungsmöglichkeiten sichern dort unabhängig von der Außentemperatur stets das richtige „Betriebsklima“. Fünf bis sieben Grad plus reichen aus, um die Pflanzen gut über die kalte Jahreszeit zu bringen. Da die ein Meter dicken Wände Wärme speichern, muss die Heizung in milden Wintern kaum einmal angeworfen werden. In der Westhalle sind in den letzen Jahren Dachstuhl und Decken saniert und restauriert worden. Nach Auskunft des zuständigen Mitarbeiters der Bauabteilung, Dieter Zwintscher, wurden dafür rund drei Millionen Euro ausgegeben. Die Sanierung der Fenster und andere Arbeiten stehen noch aus. Für die Osthalle müsste ein ähnliches Programm aufgelegt werden, was zunächst eine Begutachtung des Bauzustandes voraussetzt. Zwintscher hofft, dass die Schäden nicht ganz so dramatisch sind, da der Raum als Aktendepot u.a. durch eine neue Dacheindeckung vor Durchfeuchtung geschützt worden war. Auf jeden Fall will die Bauabteilung bis zum Herbst all jene dringlichen Arbeiten bewältigen, die Voraussetzung für die Unterbringung der Kübelpflanzen sind.
Erhart Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: