Homepage: Räume ohne Begegnung
Start von Civitas-Reihe zum „Fremden“ an der FH
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Das diesjährige Motto der Civitas Vorlesungsreihe der Fachhochschule Potsdam haben Studierende angeregt: „Das Andere – Das Fremde“ soll in den kommenden Wochen Thema sein. Das „Schaufenster“ der FH ist am Montagabend gut gefüllt, auf den Außenbänken sitzen Studenten mit Rucksäcken und bunten Schals, an der Seite stehen Dozenten der FH. Für einige Studenten ist der Abend Pflichtveranstaltung, die meisten sind freiwillig hier. Prof. Johannes Vielhaber, Rektor der FH, eröffnet die Vortragsreihe und übergibt dann das Wort an Prof. Claus Baldus, den er mit den Worten „Baldus ist Kult“ begrüßt.
Baldus trägt eine blaue Hose, Jacket, einen roten Schlips und Turnschuhe. Er verspricht, dass sich die Vorträge der Civitas-Reihe in „bedeutenden internationalen Kontexten“ bewegen werden. Und er lädt den ersten Redner auf die Bühne: Prof. Hans-Christoph Hobohm, der Bibliothekswissenschaft und Bibliotheksmanagement an der FH unterrichtet. Unter dem Titel „Wissen und Alterität“ befasst er sich mit der Frage, wie man heute Wissen erlangt.
Hobohm definiert das Lernen als etwas Soziales, als einen Dialog zwischen Interessierten, bei dem der Lernende aktiv sein müsse. „Die Menschen treffen sich heutzutage im virtuellen Raum, auf Plattformen wie MySpace, StudiVZ und Second Life“, so Hobohm. Das Internet sei von einem Ort der Information zu einem Ort des Gesprächs geworden. Doch der virtuelle Raum könne niemals die Begegnung zwischen Menschen ersetzen. In diesem Zusammenhang erwähnt Hobohm die Tendenz in Europa, Bibliotheken als angenehmen Aufenthaltsort und sozialen Treffpunkt zu gestalten. In der anschließenden Diskussion sagt ein Student, er habe gerade viel über Wissen gehört, fände es aber spannender, über das Nichtwissen zu reden. Darüber nämlich, dass man in der Informationsgesellschaft viele Dinge gar nicht mehr wissen könne.
Schließlich spricht Prof. Claus Baldus, über die „Welt der Moderne – Anderssein im Horizont“. Baldus zeigt Dias, immer zwei zur gleichen Zeit, redet schnell und pointiert über die Erfahrung des Anderen in der modernen Kunst. Dass er es liebt, mit Betonung und Worten zu spielen und sich dabei gern auf das Spontane, Ungeplante verlässt, schätzt das Publikum an ihm. Immer wieder wird der atemlose Vortrag von amüsiertem Lachen unterbrochen. Unter den Studenten der FH sei er eine Ikone, erklärt eine Zuhörerin später.
Das Publikum harrt bis gegen 21 Uhr aus und gibt großzügigen Applaus. René Krause, Architekturstudent an der FH, ist ohne Vorwissen in die Veranstaltung gekommen. Er fand den Abend etwas zu lang. Inhaltlich könne er nicht viel mitnehmen, weil er die Vorträge recht anstrengend fand. Einige Studenten umringen indes Professor Baldus. Der erklärt ihnen seinen Standpunkt. Dann ruft er plötzlich in die Gruppe: „Aber jetzt geht doch erstmal ein Bier trinken! Und entwerft kämpferische Ideen für die Zukunft!“ Marie Preissler
Nächste Veranstaltung: „Die banale Differenz“, 5. November, 18 Uhr, Schaufenster FHP, Friedrich-Ebert-Str. 6; www.fh-potsdam.de/civitas.
Marie Preissler
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