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Feucht. Auch die Treppe zur Souterrain-Wohnung ist leicht grünlich.

© privat

Landeshauptstadt: Raus aus dem Schimmel

Pro Potsdam beschafft Ersatzwohnung

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Innenstadt - Die Mieterin einer schimmeligen Kellerwohnung in der Hegelallee 38 bekommt jetzt Hilfe von der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam. In dieser Woche könne die 29-jährige Arzthelferin den Mietvertrag für eine neue Wohnung auf dem Kiewitt unterschreiben, so Pro-Potsdam-Sprecher Sebastian Scholze. Damit kann die junge Frau das zwei Meter unter der Erde gelegene Souterrain-Appartement verlassen, in dem sie bis jetzt gewohnt hat. Nach Bekanntwerden der unzumutbaren Wohnsituation hatte die Stadtverwaltung unverzüglich Kontakt mit der Pro Potsdam aufgenommen, so Stadtsprecher Markus Klier. „Die waren sofort bereit, zu unterstützen“, so Klier.

Zuvor hatte der Rechtsanwalt der Mieterin, Jens Robbert, die Stadtverwaltung aufgefordert, gegen die „teils menschenunwürdigen Wohnverhältnisse“ einzuschreiten (PNN berichteten). Fotos zeigten Schimmelflecken an Wänden und Fenstern der Souterrain-Wohnung. Daraufhin hatte die Bauaufsicht nach einem Vor-Ort-Termin gegen den Berliner Vermieter ein ordnungsbehördliches Verfahren eingeleitet. Klier verwies auf die Brandenburgische Bauordnung, wonach das Vermieten von Kellerappartements grundsätzlich nicht gestattet sei. Ebenso seien die Räumlichkeiten nur als Hobbyflächen ausgewiesen, so Klier.

Die 29-jährige Mieterin war nach eigenen Angaben Ende vergangenen Jahres eingezogen – über ein Jahr lang hatte sie zuvor erfolglos nach einer Wohnung in Potsdam gesucht. Für die 43 Quadratmeter in der Hegelallee bezahlte sie rund 400 Euro Warmmiete. Schon nach einigen Wochen seien erste Schimmelflecken aufgetaucht. Ihr Vermieter hatte ihr sogar eine Mitschuld am Zustand der Wohnung gegeben. Tatsächlich ist im Mietvertrag festgehalten, dass der Keller über eine „leichte Grundfeuchte“ verfüge. Daher dürften Gegenstände – auch Möbel – nicht an den Wänden gelagert werden. Die Gefahr der Schimmelbildung sei baulich bedingt.

Der Potsdamer Anwalt, der die Mieterin vertritt, will nun eine Klage gegen den Vermieter vorbereiten. Er will die gezahlten Mieten und die Maklerprovision zurückfordern. „Der Sachverhalt ist unstrittig“, sagte er den PNN. Die Bauaufsicht habe schließlich bestätigt, dass es sich nicht um eine Wohnung handelt. Eine Einigung mit dem Vermieter sei bisher nicht möglich gewesen. Außerdem prüfe er, ob gegen den Vermieter auch eine Strafanzeige wegen Betrugs möglich sei.

Auch an der Potsdamer Stadtverwaltung übt Robbert Kritik. Ihm dauert das Bußgeldverfahren gegen den Vermieter zu lang. Er sei entsetzt, dass hinter einer denkmalgeschützten Fassade mitten in Potsdam die Not einer Mieterin derart ausgenutzt wurde, so Robbert.mar

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