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Alles gegeben, aber nichts geholt. Nach schwacher erster Halbzeit und einem 0:14-Rückstand kämpften sich die Potsdam Royals beim Lokalduell gegen die Berlin Rebels in Führung. Diese verteidigten sie – wie hier Leon Adjouri (r.) – bis kurz vor Spielende leidenschaftlich. Doch mit ihrem letzten Angriffsversuch schlugen die Berliner nochmal zu. 

© Gerhard Pohl

Potsdam Royals: Rebellischer Abschluss im Königshaus

Die Footballer der Potsdam Royals verpassen in den Schlusssekunden den Sieg gegen die Berlin Rebels. Nach dem letzten Heimspiel 2018 ist der Zuschauerschnitt der Potsdamer stark, die Bilanz makelhaft und der Playoff-Einzug noch immer drin.

Von Tobias Gutsche

Auf dem Feld ein sich mit Herzblut zur Wehr setzendes Team. Von den Rängen laut schallende „Defense-go“-Rufe. Die letzten Heimspielmomente der Potsdam Royals in der Footballsaison 2018 erzeugten Gänsehaut. Mit 18:14 führten die Potsdamer am Samstag im Lokalduell gegen die Berlin Rebels, verteidigten diesen Vorsprung leidenschaftlich – bis die Gäste ihrem Namen gerecht wurden und rebellisch mit dem letzten verbliebenen Angriffsversuch wenige Sekunden vor Schluss doch noch das Ergebnis drehten. Die Royals mussten sich 18:21 (0:7, 0:7, 12:0, 6:7) geschlagen geben.

Nach einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit durften sie nicht zuletzt lachen. Deutlich hatten die anfangs wenig durchschlagskräftigen Hausherren zur Halbzeit hinten gelegen, sich durch die Touchdowns der US-Amerikaner Tyvis Smith und David-Austin Gahafer sowie von Patrick Felber dann aber ihrerseits aufmüpfig in Front geschoben. „Mega, wie wir uns zurückgekämpft haben“, meinte Felber. Und doch: „Am Ende stehen wir mit leeren Händen da. Das ist bitter.“ Auch Cheftrainer Michael Vogt haderte. Es sei – wie schon bei anderen auf Messers Schneide stehenden Spielen diese Saison – nicht gelungen, „mit der Offense die Uhr zu killen“. Sprich, die Zeit durch eigene Angriffsläufe hinunterrinnen zu lassen, um die Führung über die Runden zu bringen. Das Lehrgeld eines Aufsteigers. 

Zuschauerschnitt auf 1450 gestiegen

Der braucht trotz der Niederlage die erträumte Playoff-Qualifikation in der German Football League 1 (GFL) noch nicht abzuschreiben. Weiterhin belegen die Royals den fünften Tabellenplatz in der Nordstaffel. Ein Punkt trennt sie von Rang vier, der ins Viertelfinale führt und derzeit von Köln besetzt ist. „Es ist noch nichts verloren“, betonte Vogt. Zwei Siege in den abschließenden Auswärtsspielen gegen Kiel und jene Kölner, die allerdings noch eine Hauptrundenpartie mehr zum Punkten übrig haben, könnten für die Playoffs reichen. Ein Erfolg gegen die drittplatzierten Rebels „hätte uns natürlich noch besser dastehen lassen. Er hätte Schwung gegeben“, sagte der Coach, der sich vor allem auch für die eigenen Fans einen Sieg gewünscht hätte. In der an sich sehr zufriedenstellenden Saison seien die Resultate im heimischen Luftschiffhafen-Stadion ein kleines Manko. Inklusive Europapokal gewannen die Royals nur drei von acht Heimpartien (auswärts lief es mit bisher fünf aus sieben besser). Selbst wenn die Brandenburger Truppe in die GFL-Finalrunde weiterkommen sollte, wird 2018 aufgrund ihrer Nordstaffel-Platzierung kein weiteres Match auf eigenem Platz dazukommen.

Zum Heimabschluss war die Kulisse nochmal hervorragend. 1983 Zuschauer kamen vorgestern. Während der Erstliga-Premierensaison wurde der Besucherschnitt im Vergleich zum Vorjahr laut Clubangaben erneut gesteigert – um mehr als 200 auf 1450 Fans pro Partie. „Das zeigt: Wir und unsere Sportart sind inzwischen nicht nur angekommen in der Stadt, sondern werden hier getragen“, urteilte Royals-Präsident Stephan Goericke. Auch die Spieler freut die Entwicklung. Patrick Felber ist bereits seit 2012 ein Königlicher, hat den steten Aufstieg miterlebt. „So schnell, wie wir sportlich gewachsen sind, muss das Drumherum erst einmal wachsen“, erklärte er. Das schaffe der Club beeindruckend. Die Spieltage als wahres Familienfest würden immer größer. „Es ist Wahnsinn, was alles entstanden ist hier im Stadion Luftschiffhafen.“ 

Keine Bange wegen Stadionsanierung

Als „Home of the Royals“, quasi Königshaus, bezeichnet der Verein die Spielstätte. Bei den Partien ist es auf einem riesigen Banner an der Gegentribüne geschrieben. Doch wie steht es um die kurzfristige Zukunft in diesem Stadion? Müssen sich die Royals ab nächster Saison mit einer neuen Heimat arrangieren? Schließlich ist für 2019 und 2020 eine umfangreiche Stadionsanierung geplant, in deren Zuge die Leichtathletikanlage erneuert, der Rasenplatz vergrößert und die Tribünen modernisiert werden sollen. Im kommunalen Doppelhaushalt 2018/19 sind bereits knapp zwei Millionen Euro für die Arbeiten genehmigt. Stephan Goericke ist optimistisch, dass Potsdams Footballer trotzdem auch weiterhin dort auf die Jagd nach Touchdowns und Fieldgoals gehen werden. „Uns wurde seitens der Stadt signalisiert, dass der Spielbetrieb sichergestellt ist“, sagte der Royals-Präsident. „Wir werden uns bestimmt hier und da etwas einschränken müssen, Abstriche machen müssen – das ist aber völlig in Ordnung.“

Für den 30. August habe Potsdams Sportbeigeordnete Noosha Aubel (parteilos) unter anderem die Vereine, die das Stadion für den Wettkampf oder wie Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam zum Training nutzen, zu einem Gespräch geladen. Am Tag davor sind die Royals-Footballer auch schon ein Gast der Rathaus-Oberen. Dann dürfen sie sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Eine Würdigung für ihren sensationellen Gewinn des EFL-Bowls Anfang Juni. Das Finale um den zweithöchsten Footballtitel Europas hatten die Potsdamer auf dramatische Weise in Mailand gewonnen. Anders als beispielsweise jüngst gegen die Berlin Rebels waren sie es damals, die bei einer engen Partie zuletzt lachten.

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