Landeshauptstadt: Rechnen lernen heißt Sehen lernen
Paetec-Institut für rechen- und leseschwache Schüler wird mit Fachtagung eröffnet
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Paetec-Institut für rechen- und leseschwache Schüler wird mit Fachtagung eröffnet Innenstadt. 23 + 4 = 27! Für nicht alle ist das ein unumstößliches Gesetz. Bei manchen Kindern ergibt diese Addition auch 63 oder 67, wenn zum Beispiel die Frage aufkommt, ob man mit der vorderen oder hinteren Zahl addieren muss. Ein ernstes Zeichen für Dyskalkulie, besser bekannt als Rechenschwäche. Problematisch nicht nur für die betroffenen Kinder selbst, weiß Anke Harder aus eigener Erfahrung. Die studierte Mathematiklehrerin, jahrelang in ihrem Metier tätig, fühlte sich geradezu „hilflos“, weil sie ihrem Sohn die Zahlenspiele nicht beibringen konnte. „Ein Leidensdruck für die ganze Familie“, weiß sie. Nicht nur, dass das Kind die Wissenschaft um Bruchrechnung und Funktionen nicht begreift, „ich begann an meinen eigenen Lehrfähigkeiten zu zweifeln“, so Harder. Hilfe tat Not, gefunden wurde sie im Paetec-Institut für Lerntherapie. Die Mathematiklehrerin war anfangs sehr skeptisch, als man anfing, ihrem Sohn mit kleinen Holzbausteinchen das Zählen zu lehren. Über die Augenmuster eines Würfels werden bildlich Zahlenwerte begreiflich gemacht. Mittlerweile ist Anke Harder von der Therapie so überzeugt, dass sie künftig das Potsdamer Paetec-Institut für Lerntherapie leitet, das heute eröffnet wird. „Rechnen lernen heißt sehen lernen“, erklärt Harder die Grundmaxime, um Dyskalkulie in den Griff zu bekommen. In einem Diagnosegespräch werden im Vorfeld die Schwachpunkte sondiert. Schritt für Schritt werden Defizite behoben. Das gleiche bei der Lese-Rechtschreibschwäche: Beide gelten als Entwicklungsstörung. Die Kinder werden von Therapeuten betreut, die alle ein Lehrerstudium abgeschlossen haben und eine gesonderte Ausbildung als Therapeut erfuhren. In Potsdam sind vorerst zwei Stellen für den Deutsch-Bereich geplant, Harder selbst will die rechenschwachen Kinder betreuen. Die Therapie muss selbst getragen werden. „200 Euro pro Monat kosten die Sitzungen, ein bis zwei Jahre dauert es“, so Harder. Nur in besonderen Fällen, wenn es wegen der Schwäche zu psychischen Veränderungen beim Kind kommt, hilft nach einem ärztlichen Gutachten auch das Jugendamt. „Eine Menge Geld“, weiß auch Harder, aber man sollte im Interesse der Kinder investieren. „Bei uns haben die Großeltern die Sitzungen mitfinanziert.“ Aber nicht nur Kindern wolle man helfen, auch Lehrer sind angesprochen. „Eine wichtige Zielgruppe, erkennen Deutsch- und Mathematiklehrer doch meist als erstes, ob ein Kind Entwicklungsstörungen aufweist.“ Auf der heute stattfindenden Fachtagung im Alten Rathaus wolle man vor allem diese Gruppe sensibilisieren. Dabei konzentrieren sich Harder und ihr Team nicht nur auf Grundschullehrer. Auch in der Mittelstufe und selbst im Abiturbereich existieren noch rechen- und leseschwache Schüler. Und auch, wenn Anke Harder als Gymnasiallehrerin lieber mit älteren Schülern arbeitet: „Die sind schwieriger, weil sie ungeduldig sind. Am liebsten wollen sie nur für die nächsten Klausuren lernen.“ Doch eins ist ihr wichtig: „Nachhilfe geben wir nicht. Wir beheben die Defizite im Schreiben, Lesen und Rechnen, dann müssten die Kinder mit dem Stoff allein fertig werden.“ KG Die Fachtagung zur Überwindung von Lernschwierigkeiten findet heute von 14.30 bis 17.45 Uhr im Alten Rathaus, am Alter Markt statt, das Paetec-Institut für Lerntherapie befindet sich in der Behlertstraße 45 A.
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