Aus dem GERICHTSSAAL: Rechtsextreme leugnen Tatbeteiligung
Eigentlich wollte Staatsanwalt Peter Petersen gestern plädieren. Da meldete sich der Verteidiger des Angeklagten Daniel K.
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Eigentlich wollte Staatsanwalt Peter Petersen gestern plädieren. Da meldete sich der Verteidiger des Angeklagten Daniel K. zu Wort. Sein Mandant wolle nun doch eine Erklärung zu den Vorfällen in der Nacht zum 3. Juli 2005 abgeben, ließ er zur Überraschung der Schwurgerichtskammer verlauten. Auch vier weitere Angeklagte brachen ihr monatelanges Schweigen. Als Einziger des der rechten Szene zugehörigen Sextetts auf der Anklagebank hatte sich bislang Marcell Sch. zu dem Tatvorwurf geäußert, am nächtlichen Angriff auf den Vertreter der Antifa-Szene Tamas B. und seinen Begleiter Christoph B. beteiligt gewesen zu sein.
Wie Marcell Sch. betonten gestern die fünf Mitangeklagten übereinstimmend, am Tattag mit Gleichgesinnten im Buga-Park gegrillt und getrunken zu haben. Auf dem Heimweg mit der Tram-Linie 92 sei die Stimmung gut gewesen. Als der Angeklagte Oliver K. in Höhe der Bäckerei Braune die Notbremse zog, sei man aus der Tram gestürmt, habe von der Gewaltorgie, an deren Ende die beiden Studenten blutend am Boden lagen, allerdings so gut wie nichts mitbekommen. Da die meisten der Angeklagten unter Bewährung standen, hätten sie mit dem Vorfall nicht in Verbindung gebracht werden wollen und ihr Heil in der Flucht gesucht. Daniel K. räumte ein, er habe gesehen, wie ein blondes Mädchen hochsprang und eine Flasche auf dem Kopf von Tamas B. zerschlug. Dieses Geräusch habe ihn schlagartig nüchtern gemacht, so der Angeklagte, der die Notbremse der Tram zog. Danach will er jedoch den Tatort verlassen haben.
In dem parallel vor der Jugendkammer des Landgerichts laufenden Verfahren gegen fünf weitere Angeklagte wegen des selben Tatvorwurfs hatte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf gefährliche Körperverletzung plädiert – nicht mehr, wie angeklagt, auf versuchten Mord. Laut gerichtsärztlichem Gutachten seien die Verletzungen der Opfer nicht so schwer gewesen, wie ursprünglich angenommen. Die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Nebenklage vor der Schwurgerichtskammer werden für den 21. März erwartet. Hoga
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