Sport: Rechtzeitig wachgerüttelt
Dank „Turbine“ Petra Wimbersky gelang der deutschen Elf ein 1:0-Sieg gegen Norwegen
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Als sie den Platz verließen, lächelten sie sich an. „Du hast doch gesagt, ich soll torgefährlicher werden“, meinte Petra Wimbersky im Vorbeigehen zu Trainerin Silvia Neid. „Ja“, antwortete die Chefin. „Aber doch nicht erst so spät.“ „Okay“, setzte die Potsdamerin noch einen drauf, „dann sag beim nächsten Mal den Zeitpunkt mit an.“ In nahezu letzter Sekunde hatte Wimbersky kurz zuvor beim Algarve-Cup im Spiel gegen Norwegen für das entscheidende Tor gesorgt: In der vierten Minute der Nachspielzeit gelang der Potsdamer „Turbine“ am Montagabend der glänzende Abschluss nach einem sehenswerten Volleyschuss. „Ich habe den Ball direkt genommen und die Torfrau nahezu zwischen die Augen getroffen“, strahlte Wimbersky. „Volles Risiko einfach.“
Während sie sich über ein Schulterklopfen freuen konnte, ging die Bundestrainerin mit den weiteren Fußballfrauen jedoch arg ins Gericht. Denn: In der ersten Hälfte bot die Elf eine äußerst desolate Leistung, die sich auch durch fünfmaliges Auswechseln nicht steigerte. Erst in Hälfte zwei fanden die Deutschen etwas mehr zu entsprechender Form und machten den Sieg perfekt. Ausschlaggebend war dieser jedoch nicht mehr – das Finale war bereits erreicht. Zur Neuauflage des Vorjahres-Endspiels gegen die USA, das von Eurosport übertragen wird, kommt es heute um 17.30 Uhr.
„Wir hatten diesmal sehr viele junge Spielerinnen in unseren Reihen, denen noch die Routine fehlt“, suchte Conny Pohlers nach einer Begründung für den unbefriedigenden Verlauf den Spiels, in dem Silvia Neid nahezu auf alle Turbine-Spielerinnen zurück griff. Allein Anja Mittag musste diesmal die Bank hüten. Insgesamt fand die Trainerin lobende Worte für die Potsdamer Abordnung und hob in erster Linie Torfrau Nadine Angerer hervor. Conny Pohlers habe vor allem durch ihre gute Beweglichkeit überzeugt, und auch Babett Peter als erst 17-Jährige habe „ihre Frau gestanden“. Auch die nachnominierte Karolin Thomas habe nicht enttäuscht und der gesamten Mannschaft Impulse gegeben, wogegen Britta Carlson während des Turniers nicht die in sie gesteckten Erwartungen erfüllte und auch Anja Mittag einige Reserven nicht abrufen konnte.
Im heutigen Endspiel, dem Prestigeduell gegen die USA, soll nun alles klar gemacht werden. „Wir wollen den Pokal“, hatte Silvia Neid schon vor dem Turnier klargestellt. „Vielleicht hat uns die Partie gegen Norwegen ja rechtzeitig vor dem Finale nochmal wachgerüttelt.“ US-Coach Greg Ryan, der einst bei Cosmos New York mit Franz Beckenbauer zusammen spielte, lobt indes vor allem die deutsche Offensive: „Das ist der effektivste Angriff der Welt.“ Und Angreiferin Natasha Kai macht eines klar: „Wir werden in dieses Spiel gehen, als wäre es unser letztes.“ R. H./ H. M.
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