Landeshauptstadt: Red Snapper zum Kennenlernen Bei Sperls treffen Kunst und Gourmets aufeinander
Ein Kunstwerk verbindet zumeist zwei Unbekannte: den Künstler und den Käufer. Der Galerist Rainer Sperl ist sich nicht einmal sicher, ob es immer gut ist, dass sich beide kennen lernen.
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Ein Kunstwerk verbindet zumeist zwei Unbekannte: den Künstler und den Käufer. Der Galerist Rainer Sperl ist sich nicht einmal sicher, ob es immer gut ist, dass sich beide kennen lernen. Schließlich sei es nicht auszuschließen, dass die eigene Beziehung zu dem Werk, die ja Inspiration für den Erwerb war, durch die Begegnung Schaden nimmt. Zum Beispiel durch den so entdeckten Unterschied zwischen Botschaft und Interpretation. Aber eigentlich spricht ansonsten alles dafür, dass sich Künstler und Kunstliebhaber besser kennen lernen sollten, sagten sich Ursula und Rainer Sperl. „Und da Künstler außerdem zumeist auch gute Köche sind“, so Rainer Sperl, seien sie schon vor längerem auf die Idee gekommen, Abende zu organisieren, an denen Kunst und gutes Essen, Künstler und Kunstliebhaber zusammen gebracht werden.
Dass sich die erste derartige Tafelrunde bereits am Dienstagabend im Hause der Galeristen in Alt Nowawes zusammenfinden würde, war so überhaupt nicht geplant. Aber das Angebot von Ulrich Reimann, Rundfunkmann und Freund der Familie, ließ keine andere Wahl: Denn Nigel Henri, einer der bedeutendsten Künstler der Seychellen, teilte Reimann vor zwei Wochen mit, dass er nach Deutschland kommen würde. Reimann und der Künstler kennen sich gut. So wusste Reimann, dass Nigel ein begnadeter Koch ist
Deshalb eine doppelte Premiere: Erstmals wurde die neue Küche von Sperls getestet und erstmals saßen ein Künstler und Kunstinteressierte gemeinsam am Tisch – inmitten farbenfroher Bilder von Nigel Henri. Dieser hatte das Essen von den Seychellen gleich mitgebracht: zwei Red Snapper, die sich – von Nigel zubereitet – als Köstlichkeit erwiesen. Bis nach Mitternacht wurde getafelt und geredet. Nicht nur über Kunst, auch über Politik und das Leben hier und dort an sich. Die „Zeit“ schrieb über Nigel Henri, er sei die Verkörperung der Seychellois als „Mix aus Europa und Afrika mit einem Schuss Asien“. Nigel lebte das an diesem Abend: mit seinem Erzählen, seinem Temperament. Die Gäste erfuhren auch, dass seine Eltern nicht wollten, dass er Künstler wird, wie er sich durchboxte, dass er in England studierte und mit einer Deutschen aus Dessau verheiratet ist. Mehr noch wird das fröhliche Lachen des Künstlers den Gästen im Gedächtnis bleiben – und ihnen einen ureigenen Zugang zu seinen Bildern ermöglichen. Diese wollen Ursula und Rainer Sperl in der Galerie zum Verkauf anbieten. Nach dem Abend – dem weitere mit anderen Künstlern folgen sollen – kennen zumindest sie Nigel Henri besser und können Interessenten viel über ihn berichten. Zum Beispiel, wie gut er kochen kann. Michael Erbach
Michael Erbach
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