
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Reden ist Gold
Nach der Filz-Affäre gewährt die städtische Pro Potsdam Einblick in ihre Sponsorenbücher
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Die Sponsoring-Akten der städtischen Pro Potsdam sind prall gefüllt: 30 000 Euro Mietkosten erlässt das Unternehmen jährlich den Frauen von Turbine Potsdam. Den Fußballern des SV Babelsberg werden zwei Wohnungen bezahlt. Der Jugendklub Club 18 bekam einen Container aufgestellt, die Kletterer vom Alpenverein eine Förderung über 2000 Euro und die Abiturienten der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportschule 200 Euro.
Zur Aufarbeitung von Potsdam-Filz, Affären und Intransparenz hat die städtische Pro Potsdam am gestrigen Mittwoch erstmals für eineinhalb Stunden Einblick in ihre vertraulichen Sponsoring-Akten gewährt. Allein die Kooperationsvereinbarungen des Unternehmensverbundes mit Vereinen, Schulen, Wissenschaftlern oder Künstlern der vergangenen vier Jahre füllen zehn gelbe Leitz-Ordner. Rund ein Drittel der Verträge sind durch sogenannte Verschwiegenheitsklauseln geschützt, erklärte Pro-Potsdam-Chef Carsten Hagenau. Das entspricht einem Viertel der Gesamtfördersumme von rund 1,4 Millionen Euro, die sich das Unternehmen sein Sponsoring in den vergangenen vier Jahren hat kosten lassen.
In der Debatte um Transparenz beim Sponsoring durch kommunale Unternehmen hatte die Pro Potsdam 29 Vertragspartner angeschrieben und um die Aufhebung der Klauseln gebeten – 21 davon stimmten zu. Ungeachtet der noch fehlenden Zusagen hat die Pro Potsdam alle Akten geöffnet. Hintergrund sind die Vorwürfe gegen Ex-Stadtwerke- und EWP-Chef Peter Paffhausen. Er soll unter anderem dem notorisch klammen Fußballdrittligisten SV Babelsberg 03 über Jahre am Aufsichtsrat vorbei mit kommunalen Geheimbürgschaften ausgeholfen haben.
„Wir wollen Missverständnisse um die Verschwiegenheitsklausel aus dem Weg räumen“, so Hagenau. Man gehe davon aus, dass alle Partner der Veröffentlichung zustimmen. Es habe keine Absagen gegeben. Die fehlenden Zusagen seien auf schleppende Arbeitsprozesse zurückzuführen. Teilweise hätten Ansprechpartner gewechselt. Mit den Klauseln habe man Interna schützen wollen. Es handele sich um Geschäftsverträge, ähnlich einem Arbeitsvertrag, in dem Angestellte verpflichtet werden, Betriebsgeheimnisse zu wahren. Es sei nie darum gegangen, die Höhe der Zahlungen zu verheimlichen.
Unternehmenssprecherin Kirstin Gebauer ergänzte: Die Förderungen seien bekannt und sichtbar. „Wo Pro Potsdam drin ist, steht auch Pro Potsdam drauf.“ Im Laufe der Woche sollen die Zahlen im Internet veröffentlich werden. Würden Partner das nicht wünschen, könnten die sich „an drei Fingern abzählen, dass wir sie nicht mehr unterstützen“, so Gebauer.
Bereits in der Vergangenheit war die Pro Potsdam für ihre Sponsoringpraxis von der Transparenzkommission gelobt worden. In einem Sponsoringbericht hatte das Unternehmen sämtliche Partner aufgeführt – bislang ohne Fördersummen. Das ändert sich nun: Wie Turbine Potsdam wurden auch dem SC Potsdam von 2007 bis 2010 18 000 Euro an Mietkosten erlassen. Für den Schlössermarathon 2010 flossen 15 000 Euro und 5500 Euro an den Kanalsprint. Die Förderung von Sportvereinen macht 24 Prozent der Gesamtfördersumme aus. Über die Hälfte der Förderung floss in Stadtteilprojekte: Die Bachtage wurden mit insgesamt 12 000 Euro gefördert, die Kinder- und Jugendtanztage der „fabrik“ mit jährlich 700 Euro. Für das Stadtteilfest „Affe, Schaf und Känguru“ flossen jährlich 500 Euro. Für ein Studienprojekt „Gartenstadt Drewitz“ stellte die Pro Potsdam der TU Kaiserslautern 7000 Euro zur Verfügung.
Viele Verträge seien zunächst bis zum 31. Dezember verlängert worden, sagte Hagenau. Ob sie weitergeführt werden, wolle man entscheiden, wenn die Transparenzkommission abschließend getagt habe. Man wolle die Vereine aber nicht hängen lassen, sagte Hagenau.
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