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ATLAS: Reflexe

Es ist inzwischen ein alljährlicher Reflex, eine unwillkürliche, stereotype Reaktion des Nervensystems auf einen Reiz. Der Reiz ist die Kritik, die jedes Frühjahr über das opulente, mit zahlreichen bekannten Künstlern geschmückte, dreitägige Stadtwerkefest schwappt.

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Es ist inzwischen ein alljährlicher Reflex, eine unwillkürliche, stereotype Reaktion des Nervensystems auf einen Reiz. Der Reiz ist die Kritik, die jedes Frühjahr über das opulente, mit zahlreichen bekannten Künstlern geschmückte, dreitägige Stadtwerkefest schwappt. Der Reflex ist Bissigkeit aller Verantwortlichen. Und Sturheit. Um nichts in der Welt wollen sie die Kosten des Festes veröffentlicht sehen, jedes Jahr beginnt das gleiche Spiel. Erst die Frage: Wie hoch sind die Kosten? Dann die Antwort: Bezahlbar. Und der Nachsatz: Es bringe keinem etwas, wenn die Zahl veröffentlicht würde. Die Kosten des für Besucher kostenlosen Festes werden zum Teil von Sponsoren bezahlt, zum Teil von den gewinnbringenden Unternehmen der Stadtwerke und zum Teil als Sachleistungen der Mitarbeiter. Nun kann man die Argumentation nachvollziehen, dass die Stadtwerke anstatt Hochglanzbroschüren drucken zu lassen, einmal im Jahr ihre Kunden – und alle die es werden könnten – zu einem Fest einladen. Dagegen hat keiner etwas. Aber es ist ein Gebot der Transparenz, die Kosten des Festes offen zu legen. Es ist ein städtischen Unternehmen, im Aufsichtsrat sitzen Stadtverordnete. Die trauen sich aber seit zehn Jahren nicht, für mehr Transparenz zu sorgen. Da scheint der Reflex der Aufsicht eingeschlafen zu sein.

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