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Homepage: Reflexion und Widerstand Universität verabschiedet Mathematiker Jahnke

Mit einer öffentlichen Festveranstaltung hat die Universität Potsdam am vergangenen Freitag den Mathematikprofessor Thomas Jahnke in den Ruhestand verabschiedet. Zeit seines Lebens habe Thomas Jahnkes Konzept mathematischer Didaktik etwas quer zur offiziellen Linie gelegen, sagt der Wissenschaftler Andreas Vohns.

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Mit einer öffentlichen Festveranstaltung hat die Universität Potsdam am vergangenen Freitag den Mathematikprofessor Thomas Jahnke in den Ruhestand verabschiedet. Zeit seines Lebens habe Thomas Jahnkes Konzept mathematischer Didaktik etwas quer zur offiziellen Linie gelegen, sagt der Wissenschaftler Andreas Vohns. Nach einem Studium in Marburg arbeitete Jahnke als Mathematiklehrer und schrieb parallel dazu an seiner Promotion. Wissenschaftlicher Mitarbeiter war er in Siegen und wurde schließlich Professor, zunächst in Kassel und dann in Potsdam. Hier lehrte und forschte er 20 Jahre lang. „Mathematik war für Jahnke stets die intelligente und spielerische Auseinandersetzung mit Mustern“, so Jahnkes Kollege Erich Wittmann in seiner Laudatio. Nicht die Rechenleistung von Schülern im Unterricht und die Abfrage von eingepauktem Wissen sei für den Mathematiker Jahnke wichtig gewesen. Es sei Jahnke darum gegangen, Mathematik systematisch zu vermitteln und ein Denken in mathematischen Strukturen spannend zu machen. Stets sei sich Jahnke bewusst gewesen, dass Beispiele aus der Realität für die Vermittlung von Mathe hilfreich sein könnten, die Mathematik die Realität jedoch nur unvollständig beschreibe.

Mit einer Feier verabschiedeten Freunde und Kollegen den Mathematikdidaktiker Jahnke. Sie erinnerten daran, dass Jahnke es sich in seinem Berufsleben und mit seiner ganz speziellen Liebe zur Mathematik nicht immer einfach gemacht hatte. „Wenn man sich weigert, Teil des Systems zu sein, fließen die Drittmittel spärlicher“, sagt Sylvie Roelly, die Leiterin des Instituts für Mathematik Potsdam. Roelly erinnerte daran, dass Jahnke das Institut in Potsdam in einer Zeit leitete, als mit der Umstellung auf den Bachelorabschluss ein universitärer Systemwechsel stattgefunden habe. Jahnke habe sich für einen erhöhten Frauenanteil unter den Lehrenden eingesetzt und die internationale Ausrichtung der Lehrerausbildung vorangetrieben. Einige Jahre beriet Jahnke das Bildungsministerium Vietnams.

Jahnke habe sich stets dagegen gewandt, Schüler lediglich als Messgrößen zu betrachten, sagte Wittmann. Die Qualität des Matheunterrichts könne nicht daran bemessen werden, wie schnell Schüler in einem abschließenden Test eine Reihe von Rechenaufgaben bewältigen.

Wissenschaft benötige Reflexion und Widerstand, dabei müssten auch herrschende didaktische Vorgaben, wie sie beispielsweise die Pisa-Studien machen würden, infrage gestellt werden, beschreibt Vohns die Haltung seines Kollegen. Jahnke machte sich um die mathematische Didaktik als Herausgeber von etwa 25 Schulbüchern verdient. Zudem war er Herausgeber der Zeitschrift „Mathematik lehren“ und der „Mitteilungen der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik“.

Schule und auch der Mathematikunterricht bedeute Muße und das sich Auseinandersetzen mit dem Gegenstand, hatte Jahnke in einem Radiointerview angemerkt. „Schule ist nicht die Formung der leistungsfähigen OECD-Bürger, die man schon mal ab dem Kindergarten testen muss, ob sie auch in der Lage sind, ich sage jetzt mal polemisch, die Atomkraftwerke zu bedienen.“ Nicht die Konkurrenzfähigkeit, sondern das systematische mathematische Denken müsse gefördert werden. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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