Landeshauptstadt: Refugien einer Großstadt
1. Naturschutztag in Potsdam: Verbündete gesucht
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„Wer weiß schon, dass es in Potsdam einen Naturschutzbeirat gibt“, fragte Dr. Rüdiger Knösche. Wohl zu recht, denn das ehrenamtlich arbeitende Gremium, zu dem auch der Biologe Knösche gehört, berät die Untere Naturschutzbehörde der Stadt und macht sich für ein intensives Miteinander von Stadtplanung und Denkmalschutz stark – allerdings oftmals noch zu sehr im Verborgenen. Auch deshalb fand am vergangenen Samstag im Haus der Natur der 1. Potsdamer Naturschutztag statt. Gemeinsamkeiten schaffen war das Anliegen der Veranstaltung, die Vorträge und Exkursionen bot. Üppig besucht war der Naturschutztag bei seiner Premiere aber noch nicht.
Dabei gibt es in Sachen Naturschutz in der Landeshauptstadt wahrlich einen ganzen Aufgabenberg und noch sehr vieles zu entdecken und zu bewahren. Ein Beispiel, das Knösche anführte: Der starke Bootsverkehr auf der Havel und ihren Seen vertreibe viele scheue Tierarten und lasse die sich vermehren, die sich in die Spur des Menschen gesetzt haben und seine Anwesenheit für sich nutzten wie Rallen, Enten oder Schwäne.Verfolge man aber die Bootstouren, so bleiben selbst an den vielbefahrenen Havelseen noch kaum berührte Wasser- und auch Uferstreifen. Und die gelte es zu erhalten und nicht auch noch einem hohen Bebauungsdruck folgend zu vermarkten. Ein Problem sieht Knösche dabei zum Beispiel am Fahrländer See, der noch weitgehend unberührte Uferränder hat.
Den Naturschutztag hatten die Organisatoren unter das Motto „Havel-Silber“ gestellt und das soll nicht wie der Wortanklang „Tafelsilber“ unter den Hammer kommen, sondern weiter – eher im Stillen – glänzen dürfen. So schwärmte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) als Hobby-Paddler von der Wublitz, deren Ufer weitgehend unzugänglich sind und deshalb Raum bieten für scheue Siedler wie Kranich oder Fischadler, Zwergdommel und Eisvogel. Auch der Biber ist bis in Potsdamer Gewässer zurückgekehrt. Um den Schilfgürtel an den Seen braucht man sich übrigens kaum noch zu sorgen, er wächst eher progressiv.
War der 1. Naturschutztag vor allem eine Bestandsaufnahme des zu schützenden Potsdamer „Havel-Silbers“, so sollen die folgenden Treffen so organisiert werden, dass sie mehr Interessenten anlocken, die ehrenamtliche Arbeit im Naturschutz stärker bekannt gemacht und auch der Beirat mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt wird. Es gelte, die Kräfte zu bündeln für konsensfähige Ziele. Was der Natur hilft, hilft letztlich auch der Stadt und sogar der Landwirtschaft, ist sich Bernhard Kneiding von der Unteren Naturschutzbehörde sicher. H. Dittfeld
H. Dittfeld
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