Landeshauptstadt: Regen-Rock statt Schauer-Blues Babelsberger ließen sich die Laune nicht verderben Neues Live-Nacht-Konzept greift nur bedingt
Als der große Schauer am Sonnabend um 21 Uhr nachlässt ging die erste Babelsberger Live-Nacht in diesem Jahr tatsächlich richtig los. Bereits zum zehnten Mal in Folge hatten sich die Babelsberger Wirte als Veranstalter des Kneipenevents zusammengetan.
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Als der große Schauer am Sonnabend um 21 Uhr nachlässt ging die erste Babelsberger Live-Nacht in diesem Jahr tatsächlich richtig los. Bereits zum zehnten Mal in Folge hatten sich die Babelsberger Wirte als Veranstalter des Kneipenevents zusammengetan. Diesmal versuchten sie aber erstmalig ein familienfreundliches Konzept mit früherer Anfangszeit, Hüpfeburg, Malstraße und vielem mehr für die kleinen Besucher, die die Bemühungen mit Begeisterung quittierten. In den Jahren zuvor hatte die Kneipennacht der Ausschreitungen wegen den unangenehmen Beinamen „Promillemeile“ bekommen. Von diesem schlechten Image wollten die Veranstalter nun wegkommen.
Für Christin Bellé, Mitorganisatorin und Wirtin, ist das Kinderfest „super gelaufen“. „Wir hätten das noch größer machen können“, resümierte sie. Auf das Wetter angesprochen, entgegnete sie lapidar: „Wir machen das Beste draus“.
Tatsächlich, bei heftigen Schauern lauschen ein paar wahrlich Hartgesottene dem Soundcheck der Elektropopper von „Pleasant Fiction“ im Gleis 6. Rock’s’Core geben ihr erstes Set im Olive vor zwanzig Leuten und bestimmen mit „Have you ever seen the Rain“ das Motto des Abends. Die weniger Harten finden sich unter den Schirmen des „Unicat“ zusammen, um der durch keine Wetterunbill zu erschütternden Liveperformance des Gitarrenbarden „Catfish“ beizuwohnen. Bis dahin hätte tatsächlich noch alles ins Wasser fallen können. Aber nicht in Babelsberg. Vor dem „Nudeltopper“ rocken „Tools’n’toys“ gut 300 Leute. Auf dem Weberplatz geben „Galaxo“ ihr inzwischen zweites Set vor bestimmt 350 Oldiefans zum Besten. An der nächsten Ecke spielen die „Big Beat Boys“ vor der „Ecke“. Locker 200 Menschen lauschen an der kleinen Kneipe dem alten Rock und finden''s „wie es sich gehört“. Die Stimmung sei „super“ lässt ein Musikenthusiast verlauten, ohne jedoch auch nur das geringste körperliche Anzeichen seiner Begeisterung zuzulassen. Auf der Karl-Liebknecht-Straße knäulen sich um kurz vor 23 Uhr die Leute vor und auf der Kreuzung. Der Beat hämmert nur aus der Konserve – egal. Überhaupt ist auch die Rudolf-Breitscheid-Straße eher in der Hand der DJs als der Bands. Jedoch erlebt die Nacht gerade hier den Höhepunkt. Live-Karaoke im „Fellini II“. Vielen Dank an die vier unbekannten Performer von Madonnas „Like a Virgin“.
4500 Livemusikfreunde besuchten nach Polizeiangaben das Fest und machten die 10. Live-Nacht trotz miesen Wetters zu einem Erfolg. „Wenn nur das Gegröle nicht wäre“, sagte ein entnervter Anwohner bereits um 23 Uhr. Zu Mitternacht lagen die ersten Mülltonnen auf der Seite und nicht wenige Gäste fanden vor lauter Orientierungslosigkeit die Toilette nicht mehr. Das Fest ist mit dem neuen Konzept familienfreundlicher geworden – seinen Charakter hat es behalten.
Jörg Isenhardt
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