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Landeshauptstadt: Regeneimer neben dem Computer

Streetworker-Villa Wildwuchs marode / SPD will Kommunalen Immobilienservice in die Pflicht nehmen

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Babelsberg - Im Büro stehen Eimer, die bei heftigen Schauern den durch das Dach tropfenden Regen auffangen sollen. Stockflecken zieren deshalb auch die Decke, die Eingangstreppe ist abgesackt. „Alles in allem keine optimalen Arbeitsbedingungen“, wie Stefan Dorn, einer von fünf Potsdamer Streetworkern, den Zustand der „Villa Wildwuchs“ umschreibt.

Offenbar wird sich daran auch in nächster Zeit nicht viel ändern. Der Eigentümer der Zentrale der „Straßensozialarbeiter“, der Kommunale Immobilien Service (KIS), sieht sich scheinbar außer Stande, das Geld für die Instandsetzung für das Gebäude am Fuße der Humboldtbrücke aufzubringen. Allein für die Dachreparatur habe man 16 000 Euro angesetzt, erzählt Streetworker Dorn. Andere Gebäude wie Kitas und Schulen hätten einfach Sanierungsvorrang, so die an den Wildwuchs übermittelte Aussage des KIS. Außerdem werde überlegt, die Villa Wildwuchs in die Straße In der Aue zu verlegen. Dort soll sich das Streetwork-Projekt in Trägerschaft des Diakonisches Werkes Räume mit einer ebenfalls von der Diakonie betriebenen Kita teilen. Das sei zwar möglich, „für uns aber einfach zu weit weg“, argumentiert Dorn.

Selbstverständlich sei der Hauptarbeitsplatz von Streetworkern auf der Straße, dort, wo Jugendliche sich treffen, so der Sozialarbeiter, „aber wir brauchen auch Büros und eine stationäre Beratungsstelle“. Die Villa Wildwuchs sei dafür ein guter Ort und biete darüber hinaus Jugendlichen einen Treffpunkt. Außerdem verfüge das Haus über eine Dusche – zum Beispiel für junge Menschen, die auf Trebe sind. Eine Alternative zur Villa müsse deshalb eine gewisse „Multifunktionalität“ besitzen.

Damit dem Wildwuchs sein Standort am Park Babelsberg bleibt, will sich jetzt die SPD-Stadtfraktion einsetzen. In einem entsprechenden Antrag, der in der nächsten Stadtverordnetenversammlung am 6. Juni eingebracht werden soll, wird die Verwaltung aufgefordert, den Streetwork-Standort Villa Wildwuchs langfristig zu sichern. Darüber hinaus will die SPD den KIS in die Pflicht nehmen. Er soll das Gebäude in einen baulichen Zustand versetzen, der einen dauerhaften Betrieb erlaube. „Als wir vor acht, neun Jahren das Haus übernahmen, haben wir einiges daran gemacht“, erinnert sich Stefan Dorn. Unter anderem habe man damals eine Heizung eingebaut, weil das Sommerhäuschen keine besaß. Inzwischen hätten diese Arbeiten ihre „Halbwertzeit überschritten“, so der Sozialarbeiter. Bei einigen Projekten könnten die Jugendlichen sicher mithelfen. „Aber an ein Dach wagen wir uns nicht heran“, sagt Dorn.

Wie sich der KIS zu diesem SPD-Antrag verhält, wolle die Verwaltung erst in der Stadtverordnetenversammlung beantworten, erklärte Stadtsprecher Hartmut Kreft den PNN. Der Antragsteller solle die Position der Stadt nicht vorab aus der Zeitung erfahren.

Nicola Klusemann

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