zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Regierungsviertel mit „Forum“

Noch zwölf Jahre Bautätigkeit hinter der Lustgartenmauer / 115 Millionen Euro werden investiert

Stand:

Innenstadt – Die Gebäude zwischen Henning-von-Tresckow-Straße und Bahndamm heißen „Haus G“ oder „Haus K“ – das halbe Alphabet wird so zum Namensgeber. In den nächsten zwölf Jahren entsteht durch Um- und Neubau hier ein neues Verwaltungsviertel der Brandenburgischen Landesregierung. Seit die Berliner Architekten Katharina Feldhusen und Ralf Fleckenstein den Wettbewerb über die städtebauliche Gestalt des Viertels gewonnen haben, sind bereits vier Jahre vergangen, ohne dass der Neubau im großen Stil begonnen hat. „Wir sind von der Bewilligung der Mittel durch den Landtag abhängig“, sagt der Technische Geschäftsführer des Landesamtes für Liegenschaften und Bauen, Norbert John.

Jüngst putzten die Maurer an der Innenseite der Lustgartenmauer und bauten an der Freitreppe zum Knobelsdorffhaus. Das Gebäude, das zum größten Teil schon restauriert und modernisiert ist, wird Sitz des Brandenburgischen Innenministers. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff erbaute das königliche Regierungsgebäude mit seiner Trophäen-geschmückten Fassade in den Jahren 1751 bis 1753. Einst wohnte und arbeitete hier ein preußischer General, Mitte dieses Jahres wird mit Innenminister Jörg Schönbohm ein generalsmäßiger Nachfolger in die komplett neu gestalteten Räume einziehen. Zwar versichert der Architekt Gerald Krüger, dass „die alte Raumstruktur Knobelsdorffs wieder erlebbar“ werden solle, doch sind offenbar Kompromisse nötig. Elemente der „zeitgenössischen Formensprache“ mussten hinzukommen, was besonders auf der Hofseite, also hinter der Lustgartenmauer, zu sehen ist: Ein neuer Treppenturm mit Aufzug entstand und der mit weiblichen Statuen und Rundbogenfenstern antik wirkende Eingangsbereich wird von einer gläsernen Dachgaube bekrönt.

Das „Regierungsviertel“ soll keineswegs von der Stadt abgeschottet werden. Schon jetzt ist das riesige Gelände von der Henning-von-Tresckow-Straße oder von der der Dortustraße aus zu betreten und wer die kleine Pforte findet, kommt am Lustgarten wieder heraus. Ein sehr erfreulicher Anblick ist der Innenhof mit seinem Sammelsurium von Bauten und Versiegelungen derzeit nicht. Das soll sich, vielleicht in zehn Jahren, ändern. Die Architekten haben nämlich in Anlehnung an das antike „Forum Romanum“ ein „Forum Potsdamum“ als gestaltete Freifläche bei Erhalt der schönsten alten Bäume vorgesehen: Ein neuer innerstädtischer Park mit Durchwegung vom Lustgarten bis zur Hoffbauerstraße. Und im modernen Saal im Dienstgebäude des Innenministers, der auch von gehbehinderten Menschen barrierefrei zu erreichen ist, könnten bereits in diesem Jahr Filmvorführungen oder Konzerte stattfinden.

Ebenfalls zum Innenministerium gehört das Verwaltungsgebäude „Haus K“. Der klassizistisch anmutende mächtige Kasernenbau ist derzeit mit Planen verhüllt. Nach der abgeschlossenen Sanierung, wahrscheinlich noch in diesem Jahr, hat er einen verglasten Vorbau, eine Art modernen Portikus, der dem Gebäude ein neues Gesicht gibt.

Neben dem Innenministerium und dem ebenfalls hier ansässigen Infrastrukturressort sollen an der Henning-von-Tresckow-Straße noch drei weitere Ministerien angesiedelt werden: Arbeits-, Umwelt- und Wissenschaftsministerium. Wahrscheinlich ist für das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Jahre 2008 Baubeginn. Bekanntlich befindet sich das Ministerium derzeit im Großen Waisenhaus. Hier läuft der Mietvertrag im Jahre 2010 aus. Das Finanzministerium verfolgt die Strategie, mit der Aufgabe von Mietverhältnissen erhebliche Mittel zu sparen. Mit den neuen Gebäude lassen sich außerdem die Betriebskosten reduzieren.

Da die Mittel nur scheibchenweise zur Verfügung stehen, kann nur etappenweise gebaut werden. So ist frühestens 2009 mit dem Baubeginn für das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie zu rechnen. Und dann folgt der Neubau des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz.

Nach derzeitigen Planungen beträgt die Investition am Regierungssitz an der Henning-von-Tresckow-Straße 115 Millionen Euro. Allein das Knobelsdorff-Haus hat fünf Millionen Euro gekostet. Der zweite Standort der Landesregierung mit dem bereits fertig gestellten Bildungsministerium befindet sich an der Heinrich-Mann-Allee. Sein Ausbau schlägt mit 95 Millionen Euro zu Buche. Diese erheblichen Investitionen sollen laut John dazu führen, dass das Land Geld spart, nicht zuletzt durch die Vermarktung frei werdender Immobilien.

Günter Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })