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Landeshauptstadt: Regionales im Kochtopf, Raffinesse als Zutat
Marco Giedow aus Reichenwalde ist der neue Brandenburger Meisterkoch
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Reichenwalde - Currywurst, Blutwurst, Pumpernickelgrieß, Knoblauchschmand, Kohlrübeneintopf und Kartoffelpüree - das klingt zunächst nicht unbedingt nach meisterhafter Gourmetküche. Doch so wie Marco Giedow einfache, märkische Kost kocht, brät, schmort, gart und mit anderen Zutaten kombiniert, schnalzen selbst Feinschmecker mit der Zunge. Seine Kochkunst hat der „Alten Schule“ in Reichenwalde unweit des Scharmützelsees nicht nur den Ruf einer feinen Landküche und eine Top-Platzierung in der neuen Ausgabe des renommierten Feinschmecker-Führers „Gault Millau“ beschert.
Der Ruf lockte auch die Juroren des Wettbewerbs, in dem jährlich der Brandenburger Meisterkoch gesucht wird, in das Dorf im Landkreis Oder-Spree. Nach Überzeugung der Preisrichter - Branchenkenner, Restaurantkritiker und Fachjournalisten - „interpretiert Herr Giedow die moderne, regionale Küche mit Leichtigkeit und Eleganz und integriert gekonnt Traditionen der ländlichen Küche in seine feine Landküche“ hat somit den Titel „Brandenburger Meisterkoch 2011“ verdient.
Brandenburg und gute Küche? Lange Zeit schien das nicht zu passen, glaubte man etwa dem Liedermacher Rainald Grebe, der in seinem Brandenburg-Lied riet: „Nimm dir Essen mit, wir fahr'n nach Brandenburg.“
Dass die Mark inzwischen im deutschen Gourmet-Ranking durchaus „vorne mitkocht“, wie die Marketingabteilung der Tourismus Mark Brandenburg jubelt, liegt an Köchen wie Giedow. Der 33-Jährige verrät auch die Zutat, die ihm das Lob durch die Kritikergilde beschert hat: Beständigkeit. Er selbst kocht erst seit zwei Jahren in der „Alten Schule“. Gelernt hat der aus Burg im Spreewald kommende Giedow sein Handwerk im „Goldenen Hahn“ in Finsterwalde, dessen Küchenchef Frank Schreiber im 2006 selbst zum Brandenburger Meisterkoch gekürt wurde. Keine schlechte Adresse also für einen ambitionierten Lehrling. „Doch man sollte auf Reisen gehen, wenn man jung ist“, empfiehlt Giedow. Und so ging er als 24-Jähriger zunächst nach Österreich. „Da habe ich gelernt, mit wenig Leuten viel zu arbeiten“, resümiert er.
Dann folgten vier Jahre in der Schweiz – im Palace St. Moritz, wie er bescheiden über sein Intermezzo als Junior-Küchenchef in dem mondänen Fünf-Sterne-Hotel des Wintersport-Mekkas berichtet. „Wenn man in der Schweiz war, wo Geld keine Rolle spielt und es kein Limit gibt, schätzt man das Einfache umso mehr“, sagt er. Also kam er zurück ins Märkische, wo er laut „Gault-Millau“-Kritik „Raffinement und Klasse“ in den regionalen Kochtopf mischt. Giedow vertraut auf die Qualität regionaler Produkte und wenn in dem Restaurantführer von „ehrbaren Lieferanten“ geschrieben steht, sind das für den Meisterkoch Äpfel aus „Nachbars Garten“ oder „gutes Paniermehl von unserem Bäcker“.
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