PRO & Contra: Reicht es aus, den DDR-Bau der Bibliothek zu sanieren?
PRO & Contra Dreißig Jahre hat das Gebäude seine Schuldigkeit getan. 1968, bei der Eröffnung, galt der Neubau mit seinen 9440 Quadratmetern Nutzfläche als etwas Herausragendes.
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PRO & Contra Dreißig Jahre hat das Gebäude seine Schuldigkeit getan. 1968, bei der Eröffnung, galt der Neubau mit seinen 9440 Quadratmetern Nutzfläche als etwas Herausragendes. Heute gilt der unansehnliche Klotz nicht Wenigen als eine architektonische Verschandelung der historischen Mitte. DDR-Bau - da hilft nur noch die Abrissbirne. Doch zuerst würden es auch 800000 Euro tun. Die veranschlagt die Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek, Marion Mattekat, für die notwendigsten Arbeiten in dem vierstöckigen Zweckbau. Fenster, Heizung, Brandschutzeinrichtungen, neue Bodenbeläge und der längst überfällige Benutzerfahrstuhl, der auch Müttern mit Kinderwagen, älteren und behinderten den Gang in die Bibliothek ermöglichen würde. Mit etwas mehr Geld ließe sich dann noch anderes verbessern. Der Innenhof könnte entkernt und mit Glas überdacht, die Etagen so verändert werden, dass hier für die Mitarbeiter, 50 Prozent weniger als vor dreißig Jahren, ein übersichtliches und so besseres Arbeiten möglich wäre. Die dadurch anfallenden Sanierungsarbeiten und Kosten würden weitaus realistischer ausfallen und in einem überschaubaren Zeitrahmen passen, als noch immer auf das viel beschworene (Luft)Stadtschloss zu hoffen. Und wer garantiert, dass ein Neubau für die Bibliothek wirklich die Nähe zum Stadtzentrum gewährleistet, die der jetzige Standort bietet? Viele Besucher haben dieses Gebäude schätzen gelernt. Für sie hat die Stadt- und Landesbibliothek oft auch eine persönliche Geschichte. Ein Abriss sollte hier wirklich genau überlegt sein. Denn mit Abrissen hat Potsdam in seiner Geschichte nicht immer die besten Erfahrungen machen können. Dirk Becker Wenn auch nicht heute oder morgen – die Stadt- und Landesbibliothek braucht ein neues Gebäude. Nicht nur, weil das jetzt 30-jährige marode ist. Nein, der gesamte Bau, der sich wie ein Riegel zwischen die alte Mitte, den Alten Markt, und die historische Innenstadt schiebt, hat an diesem Ort nicht mehr viel zu suchen. Sein Erscheinungsbild lässt zu wünschen übrig, der DDR-Stil hat schon lange keinen Charme mehr – und ist auf Dauer nicht erhaltenswürdig. Da gibt es andere Gebäude, die die Ost-Baukultur besser lebendig halten können: das Hotel Mercure beispielsweise, was zwar auch keinen überragend schönen Anblick bietet, jedoch komplett saniert und mittlerweile auch eine Art Wahrzeichen dieser Stadt ist. Der Bibliotheks- und Fachhochschulbau dagegen sollte weichen. Zugunsten einer realistischen, gegenwartsbezogenen Bebauung des Alten Markts – und erst, wenn sich auf der Brache in der Stadtmitte tatsächlich die Kräne drehen. Entsteht hier ein Stadtschloss – am besten in historischer Kubatur, aber mit moderner Architektur – sollte die Stadt- und Landesbibliothek als einer von mehreren „Mietern“ ins Schloss einziehen. Das würde ihrer Bedeutung gerecht, die Lage wäre ebenso zentral wie heute, die alte, neue Mitte durch den Publikumsverkehr belebt. Natürlich ist es noch ein weiter Weg bis das Stadtschloss wieder steht, doch auf den Abschnitten dahin wird die Zukunft des Bibliotheks-Baus eine zentrale Rolle spielen. Deshalb sollte man mit den Ambitionen nicht hinter dem Berg halten: Findet sich ein Privatinvestor für das Schloss, gibt es eine privat-öffentliche Finanzlösung, muss der erste Nutzer schon vor der Tür stehen – die Bibliothek. Sabine Schicketanz
Dirk Becker
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